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II. Der Gewerbetreibende am eignen Herd.
dem Augenblicke der Ansteckung und dem Ausbruche der Krankheit einige
Zeit verfließt.
5. Die wenigen Pilze, welche den Menschen zuerst befallen, sind
nicht imstande, etwas auszurichten. Erst wenn aus ihnen viele Millionen
hervorgegangen sind, was allerdings sehr schnell geschieht, bricht die
Krankheit aus. Wie die ansteckenden Pilze in den Menschen hinein⸗
gelangen, darüber kann kein Zweifel sein. Manche setzen sich in der Haut
fest. Aber nur da können sie haften, wo die Haut einen Riß hat oder
abgekratzt ist. Oder sie werden mit der Luft eingeatmet und nehmen
dann ihren Weg durch die Lungen. Die meisten aber gelangen mit den
Speisen in den Magen. Hier müssen viele Pilze zu Grunde gehen. Sie
Pearden verdaut wie ihre großen, wohlschmeckenden Vettern aus dem Walde.
Manche schlüpfen aber auch durch. Und sie genügen, um die Krankheit
hervorzurufen.
g Man kennt bis jetzt die Pilze der Schwindsucht, der Cholera,
des Scharlachs, des Typhus, des Rückfallfiebers, des Rotzes,
des Milzbrandes und einige andere. Sie sind größtenteils erst in
den letzten Jahren entdeckt worden. Noch ist die Reihe sehr lücken—
haft; noch bleiben viele Fragen zu lösen. Vielleicht wird die Zukunft
auch hierüber Licht bringen. Vorderhand können wir zufrieden sein, daß
die Hauptfrage, das Rätsel der Ansteckung, jetzt gelöst ist. Das ist ein
großer Schrift vorwärts auf dem Wege der Erkenntnis der ansteckenden
Krankheiten und ihrer Bekämpfung.
Nach Dr. v. Kobylecki u. a, aus Gehrig Helmkampf, Krausbauer, Lesebuch für
snblche dorbidungsschulen.
90. Die Tuberkulose und ihre VBekämpfung.
1. Was ist die Tuberkulose? Die Tuberkulose ist die ver—
derblichste aller übertragbaren Krankheiten. Sie befällt die verschie—
densten Teile des Körpers, meist aber die Lungen; sie verschont kein
Land, kein Lebensalter, keinen Beruf, keine Volksklasse. In Deutsch⸗
land sterben daran jährlich über 100000 Menschen; die Zahl der
Kranken wird auf das zehnfache geschätzt. Jeder dritie im Alter von
Iß bis 60 Jahreun sterbende Mensch erliegt der Tuberkulose. Sie wird
verursacht durch den von Robert Koch entdeckten Tuberkelbazillus,
welcher am besten bei Blutwärme (etwa 37 Grad Celsius) gedeiht und
sich im Innern des Körpers vermehrt. In die Außenwelt gelangt er
hauptsächlich mit dem Auswurfe kraͤnker Menschen und mit der Milch
kranker Tiere. Jeder Mensch ist der Gefahr ausgesetzt, den Keim der
Tuberkulose in sich aufzunehmen, und mancher beherbergt ihn seit langer
Zeit, ohne es zu wissen. Jedermann muß sich daher auf den
Kampf mit diesem Feind einrichten. — Der Tuberkelbazillus
wird am sichersten vernichtet durch hohe Hitzegrade bei Anwesenheit
hon Feuchtigkeit, also durch Kochen oder durch strbmenden Wasserdampf.
Dem Sonnenlichte widersteht er nicht lange.
2 Wie erfolgt die Ansteckung? Angeborene Tuberkulose ist
selten. — Tuberkelbazillen werden aufgenommen;