Laßt uns die Augen abwenden von diesen Greueln! 
Brunehildens Tod erfolgte im Jahr 613. Die Ge¬ 
schichte geht nun zurück bis auf das Jahr 455. 
14. 
Theodorich, König der Ostgothen. 
(2- 455.) 
Bis jetzt hauseten die Ostgothen in Pannonien oder 
dem heutigen Ungarn, und hatten auch, wie cs scheint, 
einen Theil von Oesterreich in Besitz. Denn nicht weit 
von Wien wurde der berühmte ostgothische König Th co¬ 
do rich geboren. 
Sein Vater, Theodomir, hatte sich durch unau^ 
hörliche Einfälle in das Gebiet der morgenländischen 
Kaiser ein ansehnliches Jahrgeld ertrotzt; dagegen 
mußte er sich verbindlich machen, ihnen zur Sicherheit 
seinen Sohn Theodorich als Geissel zu übergeben. 
Dieß geschah. Der junge Prinz blieb zehen Jahre lang 
an des Kaisers L e 0 Hof. Er wurde hier nicht nur sehr 
gut behandelt, sondern auch wohl erzogen und in allen 
Leibesübungen sorgsam unterrichtet. Zugleich erlangte 
er in Constantinopel, wo er täglich so viel herrliche 
Kunstwerke vor Augen hatte, Geschmack an den schönen 
Künsten und Liebe zu den Wissenschaften, überhaupt eine 
Bildung, die unter dem gothischen Volk eine Seltenheit 
war. Nur eines hatte er vergriffen: die edle Schreibe¬ 
kunst, deren Nutzen doch jedem Menschen so einleuchtend 
seyn muß. Warum er nicht schreiben lernte, ist wirklich 
ganz unbegreiflich. 
Zn seinem achtzehnten Jahr kam er endlich, als ein 
schöner Jüngling von riesenmäßiger Größe, wieder in
	        
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