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heimniß wurde verrathen; unversehens stürmten, wah¬ 
rend sie beisammen waren, Karls Kriegsschaaren, ihren 
Versammlungsort, hieben einen Theil von ihnen nieder, 
und nahmen die übrigen gefangen. Karl verfuhr nicht 
mit ihnen wie Titus bei einer ähnlichen Gelegenheit; 
keiner wurde begnadigt. Die einen ließ er hinrichten, 
die andern ins Elend verweisen, noch andern die Augen 
ausstechen. Nur Fastrada, die verhaßte Ursache des 
schwarzen Anschlags, blieb ungestraft. 
Mehr Langmuth, am Ende aber eine eben so uner¬ 
läßliche Strenge, bewies Karl gegen seinen Jugendfreund 
den Herzog Thassilo von Barern, der mit ihm an 
Vater Pipins Hof erzogen worden war. Dieser Fürst 
herrschte unumschränkt über sein Land und erkannte kei¬ 
nen Oberherrn übet sich. Karl zwang ihn, sich ihm zu 
unterwerfen. Tbassilo mußte der Uebermacht weichen, 
und mit bitterm Widerwillen Karln den Eid der Treue 
schwören. Ein erzwungener Schwur wird aber von nie¬ 
manden, selbst von den Gesetzen nicht, für gültig erkannt. 
Thassilo hielt sich daher, so wenig als einst die Sach¬ 
sen, an seinen Eid gebunden, verjagte die fränkischen 
Markgrafen, oder Grenzbefchirmer, und reizte durch 
diese Feindseligkeiten Karls Zorn. Bald rückten drei 
mächtige Heere Franken gegen ihn an; er konnte der 
Uebermacht nicht widerstehen, und mußte sich aufs neue 
unterwerfen. Karl ließ ihm großmüthig sein Herzog- 
thnm; Thassilo aber empörte sich noch zweimal gegen 
ihn, reizte die Avaren, ein Volk in Ungarn, zu wieder¬ 
holten Einfällen in das fränkische Gebiet und suchte so 
das ungewohnte Joch abzuschütteln. Dieß war zu viel. 
Durch die tiefste Demüthigung mußte er mm seine Schuld 
büßen. Er wurde nach Ingelheim vorgeladen und ge¬ 
fangen genommen. Der Sieger nöthigte ihn, ihm auf 
den Knieen seinen Herzogsstab auszuliefern und öffent¬
	        
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