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schließen pflegten. Ihr frommer Glaube an das Walten 
mächtiger Götter über die Schicksale der Menschen, war 
in Aberglauben ausgeartet. 
Viel rühmlicher war es für unsere Urväter, daß 
sie von der Unsterblichkeit der Seele, und einem künfti¬ 
gen Leben, überzeugt waren. Dieser Glaube war Ur¬ 
sache, daß sie ohne Furcht dem Tode entgegen gingen. 
Versichert, daß sie, besonders wenn sie in Schlachten 
fielen, bald wieder zu einem bessern Leben erwachen 
würden, gingen sie muthig jeder Gefahr entgegen. Ihr 
Paradies, Walhalla genannt, dachten sie sich freilich 
ganz anders, als wir uns ^>as unsrige denken. Ihr 
Himmel war mit lauter teutschen Helden bevölkert, die 
sich unter einander mit Gefechten belustigten, und mit 
Wodan köstliches Bier aus großen Hörnern, oder aus 
den Schädeln ihrer erschlagenen Feinde, tranken. So 
war demnach alles bei ihnen kriegerisch, sogar der Auf¬ 
enthalt der Seligen. 
Ihre Leichenbegängnisse. 
War ein teutscher Mann, oder ein Glied seiner Fa¬ 
milie gestorben, so wurde ihm bald nach seinem Tode 
die letzte Ehre erwiesen, und zwar ohne sonderliches Ge¬ 
pränge. Man errichtete einen großen Scheiterhaufen, 
legte den Leichnam darauf und verbrannte ihn, unter 
dem Klaggeschrei und den Thränen seiner Hinterlassenen, 
und in Gegenwart der Verwandten, Freunde und Be¬ 
kannten. War es ein Mann, der sich um das Vater¬ 
land wohl verdient gemacht hatte, so wurde er mit be¬ 
sonderem Holz verbrannt. Einem jeden wurden seine 
Waffen, auch bisweilen sein Pferd, in das Feuer mit¬ 
gegeben. Die Asche, und den Ueberrest der Gebeine aber, 
setzte man in der Erde bei. Nicht Leichensteine, sondern 
nur leichter Nasen, deckte ihre Gräber; und die Trauer 
V.
	        
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