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In jenen Zeiten machte der Adel noch keine An¬
sprüche auf hohe Titel. Man nannte die Männer Herr
Herzog, Herr Graf, Herr Baron; ihre Gemah¬
linnen Frau und ihre Töchter Mägde. Fürstliche
Bräute, auch schon vermählte junge Fürstinnen wurden
als Jungfrauen (junge Frauen) begrüßt. Eine schöne
Magd war also so vrel als ein schönes Mädchen, ein
schönes Fräulein, eine schöne Fürstentochter. Es gab
damals weder Durchlauchten, noch Erlauchten, noch Er-
cellenzen, noch hockgeborne gnädige Herren.^) Doch
nannte man die Ritter veste, gestrenge Herren, und
ihre Knappen ehrbare, achtbare, fromme Knechte.
Der Ritterstand behauptete sich noch immer in sei¬
nem hohen Ansehen. Der Teutsche Ritterorden
besonders wurde immer zahlreicher und gelangte zu
großer Macht. Eine Menge Edelleute ließ sich darin
aufnehmen, denn er eröffnete ihnen die glänzendsten Aus¬
sichten auf Reichthum und Ehre. Der Sitz dieses Or¬
dens war nicht mehr, wie sonst, das heilige - sondern
das unheilige teutsche Land, das noch im Norden von
heidnischen Nachbarn beunruhiget wurde. Diese Ruhe¬
störer waren die Preußen. Der Herzog von Masovien
(im heutigen Polen, um Warschau) wurde so von ihnen
geangstiget, daß er den Teutschen Rittern zwei schöne
Provinzen zur Belohnung versprach, wenn sie lhm gegen
diese hartnäckigen Feinde Beistand leisten wollten. Die
Ritter waren es zufrieden, und der Kaiser ertheilte
ihnen nicht nur seine Genehmigung, sondern versprach
ihnen auch alles Land, das sie in Preußen erobern wür¬
den, als Reichslehen zum Eigenthum zn übergeben. Don
*) Ein Markgraf von Meissen hieß Heinrich der Er-
lauchte, dieß war aber ein Beiname, nicht ein Titel, den
alle Markgrafen führten.