Die fränkischen oder salischcn Kaiser.
Schwerdte zurückzuzahlen. Da machte sich der französische König tn der
nächsten Nacht, ganz schnell und heimlich, davon und über die Gränze.
Dieser starke Kaiser war doch nicht übermüthiH auf seine Kraft,
sondern demühigte sich gern vor dem, welcher der mächtigsten Könige
Herr ist. Er setzte nie an Festtagen seine Krone auf, ohne vorher
durch die Weichte sein Gewissen erleichtert zu haben; und um die
Fehler seiner Heftigkeit nach den damals gebräuchlichen Kirchenstrafen
zu büßen, hat er oft an seinem eigenen Leibe die Geißelung durch
Priester ausüben lassen.
Im I. 1056 besuchte der Papst Viktor den Kaiser in Deutsch-
land und sie brachten festliche Tage zu Goslar, am Harzgebirge,
zu. Aber plötzlich erkrankte Heinrich auf der Jagd im Gebirge, und
starb nach 5 Tagen zu Bothfeld, wohin man ihn gebracht hatte, am
5. Oct., noch nicht einmal 39 Jahre alt, in Gegenwart des Papstes
und vieler Bischöfe.
36. Heinrich IV. 1056 — 1106.
Sein Sohn Heinrich war noch nicht 7 Jahre alt, und wich
nun, zu seinem Unglück, ganz von des Vaters Art ab. Er wurde
ein verwöhnter, launenhafter, ja gänzlich verkehrter Mensch. Der
Water hatte Land und Leute zu regieren gewußt, weil er sich selbst
zu regieren verstand; der Sohn aber war die ganze lange Zeit seiner
Regierung hindurch in stetem Streite mit seinen eigenen Untertha-
nen, mit Gegenkönigen, ja nachher mit seinen eigenen Kindern, von
denen er zuletzt ganz unterdrückt wurde, — und dieß alles, weil
er sich von seinen Leidenschaften gänzlich beherrschen ließ. Wie wäre
er doch gewiß ein anderer Mensch geworden, wenn sein strenger und
gewissenhafter Vater ihn hatte erziehen können! Aber er hat ein
Paar Erzieher gehabt, die von der entgegengesetztesten Denkungsart
waren und ihn um die Wette verdarben. Was der eine ihm als
Recht beigebracht hatte, nannte der andere thöricht; was jener er¬
laubte, verbot dieser; wenn der erste ihn in strenger Zucht gehalten
hatte, so ließ ihm der andere ganz und gar alle Zugel schießen.
Diese beiden Erzieher waren der Erzbischof Hanno von Köln
und der Erzbischof Adalbert von Bremen, beide stolze, ehrgeizige
und herrschsüchtige Männer. Zuerst brachte Hanno den Knaben,
der von seiner Mutter Agnes recht gut erzogen wurde, durch Lift
in seine Hände, um in dessen Namen selbst in Deutschland zu herr¬
schen. Er begab sich mit einigen Gefährten nach Kaiserswerth
am Rheine, wo die Kaiserin gerade ihr Hoflager hielt, und lud nach
der Mahlzeit den Knaben Heinrich, als er recht vergnügt geworden
war, ein, mit nach dem Flusse zu gehen und das neue schöne Schiff,
auf welchem er von Köln gekommen sey, zu besehen. Der junge
König ging mit und stieg arglos in das mit Wimpeln und Flaggen
prächtig gezierte Schiff. Sogleich gab der Erzbischof einen Wink,
die Schiffer stießen vom Lande und steuerten mitten in den Rheiu
hin. Der heftW Knabe erschrak dermaßen, daß er, ohne sich zu