Full text: Historisches Bilder-Buch für die denkende Jugend

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ernstlichen Kriege. Wie gering die kaiserliche Gewalt an sich war, zeigte 
sich in diesen beiden Kriegen, indem die Aufforderungen Rudolfs an die 
Reichsfürsten, ihm Hülfe zu leisten, nur wenig beachtet wurden, und er 
theils mit den benachbarten, gegen Ottokar ohnedies feindlichen Fürsten, 
tbeils mit seinen alten Kriegsgefährten aus Helvetien und Alemannien, 
den Krieg bestehen mußte. An der March kam cs zu dem berühmten 
Treffen (1278 Aug. 20.), in welchem König Ottokar, nach heldenmüthi- 
gem Kampfe, den Sieg und das Leben verlor, das Haus Habsburg 
aber sich in der Reihe der mächtigsten Fürsten wenn nicht den ersten 
Platz erwarb, doch einen solchen, der keinem nachstand. Nichts als die 
Kurwürde konnte zu fehlen scheinen, dagegen gab der Freiheitsbrief 
Friedrichs (von 1150) die glänzendsten Vorrechte. Mit dieser That be¬ 
ginnt auch zugleich für Deutschland eine neue Zeit, man sieht in den 
Fürsten des Habsburgischen Hauses ein stetes Streben nach der unum¬ 
schränkten Kaisergewalt, in den übrigen ein stetes Bemühen, ihnen ent¬ 
gegen zu wirken. Rudolf selbst trat dem Papste die streitigen Besitzun¬ 
gen des Reichs in Mittelitalien, das sogenannte Exarchat und die Pro¬ 
vinz Pentapolis, vollkommen ab; in Deutschland aber suchte er die al¬ 
ten kaiserlichen Rechte zu erhalten und soviel als möglich das Entrissene 
wieder an sich zu bringen. Am wohlthätigsten war seine Regierung 
deshalb durch die Ausrechthaltung des Landfriedens, und die Bestrafung 
der adeligen Straßenräuber, welche theils in Folge der allgemeinen 
Rechtslosigkeit während des Interregnums, theils wegen einzelner Feh¬ 
den, z. B. zwischen Meißen und Brabant über die Theilung Thürin¬ 
gens, eine außerordentliche Landplage geworden waren. So ließ er bei 
Ilmenau (1289) neunundzwanzig gefangene Landfriedenbrecher von Adel, 
hinrichten, und zerstörte (1290) an sechsundsechzig Raubschlösser in Thü¬ 
ringen. So wohlthätig indessen seine Regierung nach der graunvollen 
Zeit der Zerrüttung für Deutschland war, so geachtet und geliebt er 
selbst war, als ein heiterer, gutmütbiger, redlicher und verständiger Mann, 
so konnte er doch die Fürsten nicht zur Wahl seines Sohnes Albrecht 
bewegen, vielleicht weil man die Macht des Habsburgischen Hauses be¬ 
reits zu hoch angewachsen sah, vielleicht weil man gerade diesen fin¬ 
stern und entschlossenen Mann weit mehr als den Vater fürchtete. Man 
wählte nach seinem Tode (1291) den Grafen Adolf von Nassau, der 
wohl an Kriegsruhm, aber nicht an geistiger Größe und Länderreich- 
thum mit Rudolf verglichen werden konnte, ein Geschöpf des Mainzer Erz¬ 
bischofs, und so wie er versuchte, die schmähliche Abhängigkeit abzuwer¬ 
fen, durch eben diesen wieder gestürzt. Man nahm die von England em¬ 
pfangenen Subsidien, die Schmälerung des Reichs, als Frankreich die 
Franche Comté an sich brachte, angeblichen Kirchenraub u. dgl. als recht¬ 
liche Gründe, um ihn vor das Gericht der Kurfürsten zu laden, hierauf 
abzujetzen, und den Herzog Albrecht von Oesterreich zu erwählen. Die 
eigentliche Entscheidung gab jedoch das Schwerdt, und die Schlacht bei
	        
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