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2.
Zweiter französischer Krieg. Schreckliche
Verheerung der Pfalz durch die Franzosen.
(Jahr 1689.)
Ludwig XIV. hatte schon vor dem Türkenkriege
1634 mit dem Kaiser und dem teutschen Reiche einen
zwanzigjäbrigen Waffenstillstand geschlossen; er streckte
aber während desselben die Hände beständig zum Raub
aus, nahm den teutschen Reichsständen ihr Eigenthum
weg, legte Schanzen auf einer Rheininsel an, die ihm
nicht gehörte, und erlaubte sich noch mehr Gewaltthä-
tigkeiten, aus denen man deutlich sehen konnte, er suche
absichtlich Gelegenheit zu einem neuen Kriege. Eine
solche Gelegenheit fand sich nach dem Tode des dama¬
ligen Kurfürsten von der Pfalz, und noch mehr nach
dem Ableben des Kurfürsten von Cöln. Unter einem
ganz nichtigen Vorwände erklärte er da dem Reiche den
Krieg (1688), und schon vor der Kriegserklärung brach
ein mächtiges französisches Heer gegen den Rbein auf
und nahm eine Menge Städte, auch die Festung Phi¬
lippsburg weg. Es war ihm das leicht, denn es wurde
ja von keinem Feinde gehindert. Doch schnell traf man
jetzt Anstalt, Gewalt mit Gewalt abzutreiben. Ehe es
aber so weit kam, waren die Franzosen schon bis Fran¬
ken und Schwaben vorgerückt, setzten sich in Besitz der
Stadt Stuttgart und ließen die Stadtmauer schleifen.
Die Dörfer wurden geplündert und die Städte mußten
unerschwingliche Brandschatzungen bezahlen.
Doch jetzt stand nicht nur der Kaiser und das Reich,
es standen auch die Niederländer, die Spanier, die Eng¬
länder aufs neue wider die Franzosen auf. Die Teut¬
schen freuten sich darüber und hofften nun ihrer Feinde