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io. 
Friedrich der Zweite oder der Große. 
(2. 1742 — 1787.) 
Friedrich II. Friedrich Wilhelms Sohn, war 
zu Berlin den 24. Jan. 1712 geboren. Die Welt ver¬ 
ehrte in ihm den größten Regenten des achtzehnten Jahr¬ 
hunderts. Seine Erziehung war ganz französisch. Bis 
zu seinem siebenten Jahre blieb er unter der Aufsicht ei¬ 
ner würdigen französischen Matrone, Martbe du Val 
de Rocoules, dann kam er unter die Hände männli¬ 
cher Erzieher, besonders eines Franzosen, du Stan de 
Jardun, der ihn mit den Grundsätzen der schönen Wis¬ 
senschaften und den besten prosaischen und poetischen Wer¬ 
ken ans der französischen Literatur bekannt machte, aber 
es nie so weit bringen konnte, daß sein Zögling ortho¬ 
graphisch schreiben lernte, obgleich derselbe mit Anlagen 
zu allem Guten, Schönen und Großen von der Natur 
reichlich begabt war. 
. Schon in früher Jugend gefiel allgemein Fried¬ 
richs Gesichtsbildung, sein Geist, seine Wißbegierde. 
Er überließ sich seiner Neigung zum Lesen guter Schrif¬ 
ten mit solcher Leidenschaft, daß er über seinen Bü¬ 
chern alles liegen ließ. Nicht geringeren Gefallen fand 
er an der Musik, besonders an dem Flötenspiel, das 
er von dem berühmten Qu an; erlernt hatte, und worin 
er es zu einer meisterhaften Fertigkeit brachte. Bis¬ 
weilen beschäftigte er sich auch mit Zeichnen und Ma¬ 
len. Alle seine Künste und wissenschaftliche Beschäftigun¬ 
gen mußte er aber heimlich hinter dem harten Bater 
treiben, der nichts als einen rohen Soldaten aus ihm 
bilden wollte, und ihm seine Flöte zerschlagen und die 
Bücher verbrannt haben würde, wenn er sie in seinen 
Händen angetroffen hätte. Noch unausstehlicher war
	        
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