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Fortsetzung. Die Schlachten bei Prag,
Collin und Roßbach.
<2- 1757.)
Friedrich brachte den Winter in Dresden so fröh¬
lich als in seiner eigenen Residenz zu. Es wurden fast
täglich Schauspiele, Bälle, Maskeraden und Concerte ge¬
geben. Eine Lustbarkeit wechselte mit der andern ab; das
Land aber wurde wie eine eroberte Provinz behandelt.
2ndeß aber der König hier bloß seinem Vergnügen
zu leben schien, wurde er zu Wien wegen seines Ein¬
falls in Sachsen, den man als einen Landfriedensbrnch
ansah, schwer angcklagt, von dem Reichshofrath verur-
thcilt und von dem Reichstage in die Acht erklärt. Auf
den Antrag des Kaisers wurde auf dem Reichstage zn
Regensburg schon im Januar i?57 ein Erecutionskrieg
wider ihn beschlossen und ein Reichsheer wider ihn auf¬
gestellt. Dieses Heer erschien aber in einer mehr lächer¬
lichen als furchtbaren Gestalt, und machte den König
sehr guter Laune. Mit Ausnahme der Baiern, der Pfäl¬
zer, der Wirtemberger und einiger anderer Reichsstände,
war der Rest ein buntscheckiges Gemisch höchst seltsamer
Rotten. In Schwaben und Franken waren Reichsstände,
die nur einige Mann stellten. Auf manchen fiel allein
die Lieferung eines Lieutenants ohne Soldaten, der oft
ein vom Pfluge weggenommener Bauerbursche war; an¬
dere lieferten bloß einen Trommelschläger mit einer
Trommel aus ihrer alten Rüstkammer. Die Schwein¬
treiber avancirten zn Querpfeifern, und abgelebte Kar¬
rengäule wurden zu Dragonerpferden veredelt. Die
Reichsprälaten ließen ihre Klosterknechte die Kittel ab-
legcn und schickten sie zu dem Heere. Waffen, Klei-