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Sit seinem künftigen Aufenthalt hatte er sich ein spa¬ 
nisches Kloster in der Provinz Estremadura, und in der 
Nähe der Stadt Placentia, in einer reizenden Gegend, ge¬ 
wählt. An dieses Kloster ließ er sich ein kleines klöster¬ 
lich eingerichtetes Haus bauen, das er bewohnen wollte. 
Jetzt da er sich aller Regiernngsgescbäfte vollends ent¬ 
ledigt hatte, verfügte er sich mit seinen zwei Schwestern, 
den verwittweten Königinnen von Frankreich und Un¬ 
garn, die sich mit ihm aus der Welt entfernen wollten, 
nach Seeland. Hier wartete seiner eine glänzende Flotte, 
die ihn aufnahm, und an den Küsten der spanischen Pro¬ 
vinz Biscaja an das Land setzte. Dort warf er sich, 
wie man erzählt, an dem Gestade zur Erde nieder und 
küßte den Boden mit dem Ausrufe: „Nackt bin ich aus 
dem Schooße meiner Mutter gekommen, nackt kehre ich 
wieder zu dir, du allgemeine Mutter der Menschen, 
zurück. " — 
Unverweilt eilte er nun der stillen Celle seines Klo¬ 
sters zu. Er sehnte sich mit solcher Ungeduld nach Ein¬ 
samkeit, daß man ihn nur mit großer Mühe bereden 
konnte, zehn Tage zu Valladolid zu verweilen, wo er 
seine beiden Schwestern zurückließ. Zwölf von seinen 
Dienern begleiteten ihn. Zu seinem Unterhalte hatte er 
sich jährlich 12,000 Ducaten Vorbehalten. Wahrlich eine 
bedeutende Summe für einen Mönch, wenn er sie an¬ 
ders nicht als Mittel betrachtete, sich durch gute Werke 
das Wohlgefallen des Himmels zu erwerben. 
Sein Eckel an der Welt und ihren Freuden nahm 
nun täglich zu. Er war schwer zu bewegen, jemand zn 
sprechen. Sein einziger Zeitvertreib waren kleine Spa¬ 
zierritte, der Anbau eines kleinen Gärtchens und einige 
mechanische Arbeiten, an denen er Gefallen fand. Er 
verfertigte z. B. hölzerne Uhren, beschäftigte sich auf 
der Drechselbank u. s. w. Der größte Thril seiner Zeit 
II. Lheil. Qt
	        
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