folglich sein nächster Erbe; Rudolph aber haßte ihn
und hatte seine Lande lieber seinem Vetter Leopold,
Bischoff von Passau und Straßburg, zugewendet. Um
dieß zu verhindern, und die Unruhen in Ungarn zu stil¬
len, vereinigte sich Matthias mit seinen übrigen Brü¬
dern und nöthigte den Kaiser, mit den Waffen in der
Hand, ihm 1608 Ungarn und Oesterreich abzntreten, und
sich mit Böhmen allein und der Kaiserwürde zu begnü¬
gen. Seine Unduldsamkeit gegen die Protestanten und
seine Trägheit bereiteten ihm aber hier neues Unglück.
Die böhmischen Lutheraner verlangten nämlich freie Re¬
ligionsübung, ein eigenes Consistorium und die Einräu¬
mung der Prager Academie. Nichts von dem allen
wollte ihnen Rudolph zugestehen, denn er wurde un-
ermüdet von seinen bösen Rathgebern, den Jesuiten, be¬
arbeitet. So kam es denn auch hier zu aufrührischerr
Auftritten. Die böhmischen Stände hielten, wider sein
Verbot, eigene Zusammenkünfte, beschützt von bewaffne¬
ten Bürgerschaaren, und trotzten ihm den sogenannten
Majestätsbrief ab, durch welchen er ihnen alle ihre
Forderungen bewilligen mußte. Die teutschen protestan¬
tischen Fürsten blieben auch nicht langer unthätig. Sie
schlossen zu ihrer Selbstcrhaltung in Schwäbisch-Hall
einen Bund, die evangelische Union genannt, dem
auch mehrere bedeutende Städte, wle Nürnberg, Ulm,
Straßburg beitraten (1610). Die Katholiken aber setz¬
ten ihnen einen andern Bund, die Liga entgegen, an
deren Spitze der Herzog Maximilian von Baiern
stand. Dieß alles waren Vorspiele des dreißigjährigen
Krieges. In der Folge, da Rudolph ein kleines Heer
von 12,000 Mann in Böhmen einrücken ließ, um den
Besitz dieses Landes nach seinem Tode dem Herzog Leo¬
pold zuzusichern, glaubten die Protestanten, es sei da¬
mit auf ihre Unterdrückung abgesehen. Darüber kam