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es zu einem Aufstande, den des Kaisers Bruder Mat¬ 
thias benützte, nach Böhmen zu eilen, und sich auch 
dieses Land zuzuciguen. Rudolph wurde förmlich ab¬ 
gesetzt und gezwungen, eine Entsaguugsurkuude zu un¬ 
terzeichnen. Er that cs, weil er nicht anders konnte, 
voll Ingrimm, warf wüthend seinen Hut auf die Erde, 
und zerbiß die Feder mit den Zähnen. Tie Kaiserwürde 
behielt er vor der Hand. Die teutschen Reichsfürsten 
aber, die er um Hülfe ansprach, antworteten ihm mit 
bitteren Vorwürfen und ließen ihm sagen, es sey nöthig, 
ihm einen Nachfolger zu wählen. Hierüber erschrack er 
so heftig, daß er starb (1612). Bis zu seinem Tode 
blieb er im Besitz des Prager Schlosses und eines Iahr- 
geldes von 300,000 Gulden. 
Matthias. Ausbruch des dreißigjährigen 
4 Kriegs. 
(I. 1612 — 1619.) 
Die Wahl der teutschen Fürsten siel nach Nu¬ 
tz olps II. Tode auf König Matthias, als dem ältesten 
unter den Fürsten des österreichischen Hauses. Die Pro¬ 
testanten widersetzten sich derselben nicht, ob sie sich 
gleich eben sowenig Ersprießliches von ihm zu versprechen 
halten als von seinem Vorfahrer. Wie Rudolph war 
er von den Jesuiten erzogen worden, und hatte schon 
in früher Kindheit ihre Grundsätze, ihren Ketzerhaß und 
Verfolgungsgeist, eingesogeu. Noch jetzt als Kaiser ließ 
er sich ganz von ihnen leiten. Einer aus ihrem Orden, 
der Kardinal Melchior Klesel, war sein vornehmster 
Rathgeber. Dieser war es der ihm r eth, sich lieber 
alle katholische Kirchen von den Protestanten mit Ge-
	        
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