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Ueberschrift*) aussvrach, Dr. Faust den fabelhasten Ritt auf dein
Wein fasse gemacht haben soll. DaS Rathhaus, welches die eine Seite
des Marktes begrenzt, ist zwar groß, aber alt und sollte einem neueren
Platz machen. «Lehen wir uns nun weiter in der Stadt um, so
finden wir in der Hainstraße das prachtvolle Hotel de Pologne,
welches leider vor einigen Jahren ein Raub der Flammen wurde,
aber nur noch schöner aus seinem Schutt erstanden ist. Aon dem
Hotel de Pologne führt nach der Catharinenstraße ein mit einer
Glasdecke überdeckter Durchgang. In der Nähe dieses Hotels ist
die geräunu'ge Kaufhalle und der große Blumenberg. Wir
gehen nun den Brühl hinaus nach der Ritterstraße. In der Rit¬
terstraße ganz in der Nähe der Nicolaikirche steht seit 1834 die
Buchhändlerbörse, in welcher in der Ostermesse die Haupt¬
versammlungen der Buchhändler gehalten werden. Gehen wir da¬
gegen vom Markte auS in der Petersstraße herunter, so steht uus
das einzige Thor Leipzigs, welches die Neuzeit übrig gelassen hat,
das schöne Petersthor, entgegen und hart neben ihni ist die
Petrikirche befindlich, aus deren Kanzel einst der edle, ehrwür¬
dige Friedrich August Wolf predigte. Gehen wir durch das
Petersthor hindurch, so erblicken wir zunächst den Königsplatz,
deshalb so genannt, weil denselben ein marmornes Standbild
Friedrich August i., ein Werk Oeser's, ziert. In der Nähe die¬
ses Platzes, -ziemlich am Ende des Peterssteinwegs ist das im italieni¬
schen Geschmack erbaute prächtige Härtelsche Haus. Wenden
wir uns von der Petersvorstadt abermals der Grimmaischen Bor-
stadt zu, so thut sich uns vom Jacobshospitale und dem Armen¬
hause an eine neue Stadt auf, von welcher vor 10 Jahren noch
nichts zu sehen war. Trat man nämlich früher zwischen dem Ja-
cobshospitale und dem Armenhause durch das Hospitalthor hinaus,
so erblickte man bis hin zum Reudnitzer Gottesacker und links bis
zur Milchinsel und bis zum großen Kuchengarten weite, fruchttra¬
gende Felder. Auf diesen Feldern ist ein völlig neuer Stadttheil,
dessen Häuser zum Theil Prachthäuser sind, entstanden. Auch fin¬
den wir in dieser Vorstadt ein Denkmal, welches uns erinnert an
den Kampf, welcher 1813 aus Leipzigs Fluren für Deutschlands
Freiheit gekämpft worden ist.
Daß Leipzig die einzige Universität Sachsens hat, ist bereits
oben (L. 29) erwähnt worden. Den Gelehrten kommen die bei¬
den großen Bibliotheken, die Univ ersitätsbibliothek, welche
im Augusteum, die Rathsbiblio thek, welche im Gewand¬
hause sich befindet, trefflich zu Statten. Auf der Rathsbibliothek
befindet sich auch eine wohlerhaltene ägyptische Mumie.
**) Doktor Faust zu dieser Frist,
Aus Auerbachs Keller qentien ist
Auf einem Weinfaß sehr geschwind-,
Daß es gesehn viel Menschenkind.