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Ohroen? Nagte nieht der Zahnschmerz in deinen
Backen? Ward dir's nicht dunkel vor den Augen?
ber das alles, hat nicht mein leiblicher Bruder, der
Schlaf, dich jeden Abend an mich erinnert? Lagst
du nieht in der Nacht, als wärest du schon gestorben ?«
Der Mensch wulste nichts zu erwidern, ergab sich in
soin Geschick und ging mit dem Tode fort. (Grimm)
228. Der Boslillon.
Lieblich war die Maiennacht,
Silberwölkchen flogen,
Ob der holden Frühlingspracht
Freudig hingezogen.
Schlummernd lagenWies undHain,
Jeder Pfad verlassen;
Niemand als der Mondenschein
Wachte auf der Straßen.
Leise nur das Lüftchen sprach
Und es zog gelinder
Durch das stille Schlafgemach
All der Frühlingskinder.
Heimlich nur das Bächlein schlich;
Denn der Blüten Träume
Dufteten gar wonniglich
Durch die stillen Räume.
Rauher war mein Postillon,
Ließ die Geißel knallen,
Über Berg und Tal davon
Frisch sein Horn erschallen,
Und von flinken Rossen vier
Scholl der Hufe ues e
Die durchs blühende Revier
Trabten mit Behagen.
Wald und Flur im schnellen Zug
Kaum gegrüßt — gemieden,
Und vorbei, wie Traumesflug,
Schwand der Dörfer Frieden.
Mitten in dem Maienglück
Lag ein Kirchhof innen,
Der den raschen Wanderblick
Hielt zu eruslem Sinnen.
Hingelehnt an Bergesrand
War die bleiche Mauer
Und das Kreuzbild Gottes stand
Hoch, in stummer Trauer.
Schwager ritt auf seiner Bahn
Stiller jetzt und trüber
Und die Rosse hielt er an,
Sah zum Kreuz hinüber:
„Halten muß hier Roß und Rad,
Mag's euch nicht gefährden;
Drüben liegt mein Kamerad
In der kühlen Erden!
Ein gar herzlieber Gesell!
Herr, 's ist ewig schade!
Keiner blies das Horn so hell
Wie mein Kamerade!
Hier ich immer halten muß,
Dem dort unterm Rasen
Zum getreuen Brudergruß
Sein iiu zu blasen!“
Und dem Friedhof sandt' er zu
Frohe Wandersänge,
Daß es in die Grabesruh'
Seinem Bruder dränge.
Und des Hornes heller Ton
Klang vom Berge wider,
Ob der tote Postillon
Stimm' in seine Lieder. —
Weiter ging's durch Feld und Hag
Mit verhängtem Zügel:
Lang mir noch im Ohre lag
Jener Klang vom Hügel.
M. Lenau).