Die Pirenäen-Halbinsel.
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wohnte Sanddünen aus, eine Wüste, die nur zum Theil mit Pinienwald bedeckt
ist. Viele höher gelegenen Striche der Ebene sind höchst fruchtbare Landschaften;
aber auch in der von Sevilla, und namentlich in dieser, sieht man überall Wein-
gärten, Oliven-, Orangen-, Granaten- und Feigenhaine, Pinien- und Eichenge.
Hölze, von kolossalen Agave- und Cactushecken eingefaßte Gemüse- und Getreide-
selber und dazwischen freundliche, gut gebaute Dörfer und Flecken und elegante,
von Parkanlagen umgebene Villen. Dennoch besteht über die Hälfte des ganzen
Tieflandes aus kahlen Einöden.
§ 467. Den Süden Spaniens bildet die Bergterrasse von Granada
oder Hoch-Andalusien, welche von der Segura nach W.S.W. bis zum Tieflande
reicht. Bei den Segura-Quellen erhebt sich die fast immer mit Schnee bedeckte,
7000 F. hohe, riesige Pyramide der Sagra de Huescar, in deren O. und
N.O. sich die zum Plateau von Murcia gehörenden, weiten, ganz mit immer¬
grünem Gebüsch bedeckten Einöden (Despoblados) von Murcia ausbreiten,
und in deren S. liegt die 3500 F. hohe, öde, baumlose Salzsteppe von Hu es-
car, welche mit den etwas niedrigeren Hochebenen von Baza und Guadix etwa
40 IHM. umfaßt. Westlicher folgt die fast kreisrunde, 13 H>M. enthaltende
Hochebene von Granada, deren fruchtbarster, von dürren Plateaux umgebener
Theil die herrliche, fruchtbare Vega (5 illM.) bildet, etwa 2500 F. hoch. Ganz
im S.W. breitet sich das etwa 2200 F. hohe, hügelige und zerschnittene, kleine
Plateau von Ronda aus. Dasselbe liegt innerhalb der Serrania de
Ronda, einem überaus wilden Kalkgebirge, dessen Hauptknoten die über 6000
F. hohe S. de Aunquera (spr. Junkera) bildet. — Den südlichen, 45 M. lan¬
gen, hohen Rand der ganzen Terrasse bildet im O. (westlich von Almeria) die
an Blei und Marmor überaus reiche, 6970 F. hohe S. de Gador; westlicher
die Sierra Contraviesa, de Alhama, de Loja, de Antequera (spr.
Antekera). Südlich von letzterer liegt das berühmte, zerschnittene Hügelland Axar-
quia, das mit den Weinbergen von Malaga ans Meer grenzt. Den Nordrand
bildet die 20 M. lange Sierra de Jaen, welche aus verschiedenen Sierren be¬
steht und im O. mit der Sagra Sierra zusammenhängt, lauter entsetzlich wilde
Gebirge, ohne Bewaldung und daher ohne Wasser, von labyrinthischen Schluchten
durchrissen. Der Ostrand besteht aus vielen, durch breite Thäler von einander
getrennten Ketten, im Allgemeinen von Osten nach Westen gerichtet, in mehreren
Gipfeln 6000 F. überragend. — Im S.O. der Hochebene von Granada liegt
die Sierra Nevada, 13% M. lang und 5 bis 6 M. breit, aus einer Haupt¬
kette und nordwestlichen und südlichen Voralpen bestehend; im ersten steht im
W. der 10.410 F. hohe Picacho (spr. Pikatscho) de Veleta, östlicher der 10.660
Fuß hohe Cumbre de Mulahacen (spr. Mulahaßen), beide nach N. mit
2000 F. hohen Abstürzen; auch andere Spitzen haben mehr als 10.000 F. Höhe.
Die nach Süden auslausenden Ouerketten schließen Thäler zwischen sich, Alpu-
jarras genannt, welche mit bassinartigen Weitungen oben beginnen und nach
unten immer enger werden, je weiter sie sich von der Hauptkette entfernen. Die
Gipfel der Kalkalpen erheben sich zu 5 bis 7000 F. und sind dürr, fast Wasser-
los, während die Schieserkette in der Mitte wasserreich ist, mit Alpentristen, welche
bis zu der auf der Nordseite in 10.500 F., auf der Südseite in 10.900 F. Höhe
liegenden Schneegrenze reichen. Die Abhänge der Secundär-Ketten tragen Eichen-
Waldungen, sogenannte Dehesas. Roggen und Gerste baut man bis zu 7000 F.
Höhe, Weizen bis 5000 F. Höhe, Oelbaum und Wein reichen bis 3000 F., Oran¬
geriegewächse bis 2000 F. Höhe. — Schwerlich sind anderswo in Europa die
landschaftlichen Gegensätze so grell, wie in den Gebirgen des südlichen Spaniens,
die überhaupt auch in wilden, grotesken und großartigen Gestaltungen wohl jedes
andere Gebirgsland Europas übertreffen.