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Ordnung in der Wirtschaftsführung! — Verbreitung der deut¬
schen Sprache.) — Trotz der zahlreichen Einwanderer steht aber
die Zahl der Deutschen noch weit hinter der der Polen zurück.
Die Deutschen bilden nur zwei Fünftel der Bevölkerung.')
Sie werden von den Polen als Eindringlinge angesehen. Die
Polen hoffen noch immer auf ein neues, mächtiges Polenreich
(„Noch ist Polen nicht verloren!") und halten daher auch zäh
au ihrer Sprache fest.
b. Wie kommt es, daß Posen sich besonders zu Ackerbau
uud Viehzucht eignet. Ein Blick ans die Karte lehrt, daß
Posen 1. eine weite Ebene bildet (Posen ist die ebenste Provinz des
Preußischen Staates!), 2. gut bewässert ist (Warthe, Netze, Brahe).
c. Schließe aus der Bodenbeschaffenheit der Provinz
auf deu Lauf der Flüsse! Die Flüsse ziehen langsam dahin,
da es an Gefälle fehlt. (Die Neigung zu Sumpf- und Moor-
bilduug! Vergl. S. 30.)
ä. Miß und beschreibe den Lauf der Warthe! (Ungefähr
800 km lang. — Der Warthelauf läßt sich in vier große
Strecken zerlegen, die fast rechtwinklig umbiegen, also auf der
Karte wie Treppenstufen erscheinen. Zunächst fließt die Warthe
nach Norden. Dann biegt sie nach Westen um. Ein niedriger
Höhenzug zwingt sie, wieder nach Norden umzubiegen. Nach
einer Weile wendet sie sich wieder nach Westen und behält dann
diese Richtung bis zur Mündung bei. Ihr Hauptnebenfluß ist die
Netze. Ihr Lauf bildet einen weiten, nach Süden zu offenen Bogen.)
Zusammenfassung:
Die Provinz Posen.
Posen, die Wartheprovinz Preußens, ist eine Grenzprovinz. Sie bildet eine
weite, von Warthe, Netze und Brahe bewässerte Ebene. Als sie durch die Teilung
Polens an Preußen kam, war sie wenig wert. Ihre Städte und Dörfer waren
klein, ihre Bewohner vielfach träge und ungebildet, ihre Wiesen versumpft, ihre
Felder vernachlässigt. Die Fürsorge der preußischen Fürsten, die Sümpfe trocken
legen ließen, Kanäle bauten und noch heute die Einwanderung fleißiger deutscher
Ansiedler tatkräftig unterstützen, hat auch hier Wandel geschafft. Jetzt finden sich
hier neben großen Nadelwäldern gute Wiesen und fruchtbare Felder. (Getreide,
Zuckerrüben, Hopfen.) Viele Orte sind zu blühenden Städten herangewachsen, so
Posen und Bromberg, die wichtigsten Handels-und Jndnstrieplätze der Provinz,
und Juowrazlaw iHohensalza), dessen großes Steinsalzlager mehr und mehr
nutzbar gemacht _wird. Auch die Bildung der Bewohner hat sich gehoben. Seit
Einführung des Schulzwanges trifft man nur noch selten Leute au, die weder lesen
noch schreiben können.
oder als Restkaufgeld in Teilzahlungen abgezahlt. So ist es auch mit den Feldern,
die in Pacht oder auf Rente gegeben werden. In der Nähe von Posen liegt eine
ganze Anzahl solcher „Musterdörfer": Ulmhof, Schönhernhansen, Maresko, Glino
und Golenhofen.
*) Posen ist die einzige Provinz Preußens, in der sich die Deutschen in der
Minderheit befinden.
Tischendorf, Das Deutsche Reich. 20. Aufl. Z