Belgien, Produkte.
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und unerschöpfliche Steinkohlenwerke. Sie ist durch ihre Flachsspinnereien, Baumwollen-,
Tuch-, Glas- und Tabacksfabriken, Gewehr- und Maschinenfabriken, Kanonengießereien mit
12 Hohöfen, ihre Gerbereien, Zinkhütten und Alaunwerke eine der wichtigsten Fabrikstädte
Europas. Sie hat demnach Fabriken jeder Art, besonders von Metallwaaren (Waffen¬
fabrikation) und blühenden Handel. Nach Seraing, 19.400 E., dem Fabrikplatz Cocke-
rils, jetzt einer Actien-Gesellschaft gehörig, einer der größten Maschinenbauanstalten des
Continentes, führt eine Eisenbahn. Dort sind 16 Dampfmaschinen, 39 Oefen und 5000
Arbeiter thätig, besonders im Maschinenbau; täglich werden 1500 Ctr. Eisenerz verbraucht,
und die Steinkohlengruben fördern täglich 16.000 Ctr. — Verviers, 29.300 E., a. d.
Weeze. Seine 132 Tuch- und Casimirfabriken mit 194 Dampfmaschinen fabriciren jähr¬
lich für 21 Mill. Thlr.; es hat Eisengießereien und 33 Färbereien. — Limburg, 2000 E.,
a. d. Weeze, ehemals Hauptstadt, jetzt verödet; daneben ist Dal hem, 1100 E., ausge¬
blüht. Es handelt mit dem berühmten Käse, der in Herve, 3850 E., in dem 16 Q.M.
großen mit den üppigsten Weiden bedeckten Hervelande angefertigt wird. — Herstal,
8900 E., ein Marktflecken, fast Vorstadt von Lüttich, liefert Steinkohlen, Eisen und Stahl.
— Spaa, 5200 E., ist ein Badeort, mit Stahlsauerbrunnen. Es hat 16 Quellen
und 3 bis 400 Kurgäste; ehemals war es der berühmteste Badeort Europas. — In der
N.W.-Ecke das Dorf Landen, 1300 E., wo Pipin geboren worden und begraben ist.
— Im W. Dorf Neerwinden, Schlachten 1693 und 1793.
8) Limburg.
St. Tron, 11.600 E., liefert Eisen, Kirschen rc. — Hasselt, 10.000 E., am
Demer, hat zahlreiche Brennereien, gewinnt Krapp und Taback. Oestlich bei Diest die
Gegend Frankreich, wo sich 406 die Franken festsetzten. — Beverloo, permanentes
Militärlager in der Campine.
9) Luxemburg,
mit großen Waldungen und Eisengrubeu. M des fruchtbaren Bodens ist noch
ungenutzt.
Arlon, 6000 E., am Semoy, hat Eisengießerei rc. — Bouillon, 2700 E., am
Semoy, in tiefer Schlucht, im 7,9 Q.-M. großen ehemaligen Herzogthume Bouillon;
Gottfried von Bouillons Stammschloß.
§ 612. Produkte
a) des Mineralreiches: Diese sind für die 3 südlichen Provinzen und
Lüttich von Wichtigkeit. Eisen (1532 Gruben, 119 Hohöfen (48 in Thätigkeit),
129 Gießereien rc., eine Produktion von 22'^ Mill. Thlr. Werth, und Blei (in
9 Hütten 1300 Tonnen) wird gewonnen, besonders bei Lüttich. — Steinkoh¬
len in denselben Provinzen; in Hennegau allein 92 Gruben, 8 Mill. Tonnen;
das größte Lager ist bei Mons. Es gibt 193 Gruben, die 10 Mill. Tons lie¬
fern. Die Steinkohlen-Ausfuhr, % des Gewonneneu, ist fast ganz nach Frank¬
reich gerichtet. — Die Zink-Ausbeute (von 22 Zinkhüttenwerken) ist 35L der
Zink-Gewinnung von ganz Europa. Alaun in Lüttich, 12.000 Ctr. — Torf
in den niedrigen Provinzen. Marmor-, Kalkstein- und Schieferbrüche.
Mineralquellen z. B. zu Spaa. — In den Gruben, Hütten und Gießereien
1175 Dampfmaschinen.
b) des Pflanzenreiches: Der Boden ist sehr ergibig, namentlich in
Antwerpen, Limburg, Ost-Flandern, Brabant, und das Land eins der'bestange-
bauten. Der treffliche Ackerbau liefert Getreide aller Art, Hülsenfrüchte,
Sämereien, Oelgewächse, Flachs, dessen Cultur so viel Raum einnimmt,
wie die aller anderen Industrie-Pflanzen (besonders in Courtray, Flandern und
Hennegau), und etwas Hanf von vorzüglicher Güte. Taback in West-Flandern
und Antwerpen. Hopfen in großen Quantitäten. 68 Rübenzuckerfabriken.
Holz in den Ardennen.
,o) des Thierreiches: Die Rindviehzucht ist allgemein, steht aber der
holländischen nach; die Schafzucht ist besser als in Holland. Aus Schafmilch