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Art auch um 1525 in den Rheinlanden. Im Erzbistum Trier,
besonders in der Gegend von Saarburg und Blieskastel, fan¬
den Bauernaufstände statt. Die Städte Oberwesel und Boppard
schienen sich der Bewegung anschließen zu wollen. Der Erz¬
bischof Richard von Trier schrieb damals: „Es sind in kurzen
Tagen viel Flecken und Dörfer auf dem Lande und längst
dem Rheine etliche ganz, die ändern fast, schändlich verbrannt
und dazu sollen, als berichtet wird, Leute und Bettler ein
solches zu tun bestellt sein.“ Diese Worte geben uns ein Bild
von den Greueln am Rhein. Besonders im Herzogtum Jülich
zeigten sich die Wiedertäufer recht zahlreich, da sie von vielen
Adeligen dort begünstigt wurden. Die später aus dem Herzog¬
tum Vertriebenen fanden vielfach Aufnahme in Rheydt, Mörs
und Krefeld; letztere Stadt verdankt den Täufern (Menoniten)
nicht zum geringsten Teile ihr rasches Aufblühen seit dem
Ende des 17. Jahrhunderts. Die Wiedertäuferbewegung be¬
reitete die nachfolgenden allgemeinen Unruhen vor. Als der
Bischof von Münster vergeblich versuchte, seine Stadt, aus
der er vertrieben worden, Aviederzugewinnen, erklärten sich
der Erzbischof von Köln und der Herzog von Cleve zu Neuß
1534 bereit, zu den Belagerungskosten für einen Monat je
20,000 Goldgulden beizusteuern, und auf dem „Tage“ zu
Koblenz im Dezember 1534 beschlossen die Kurfürsten von
Köln, Trier, Mainz und Pfalz mit ihren Landständen, fleißig
über die Wiedertäufer, die sich inzwischen in den Rheinlanden
vermehrt hatten, zu wachen. In Köln, Aachen, Essen, WTesel
und Mörs begründeten die Wiedertäufer schon bald eigene
Gemeinden; mit ihren Brüdern in Münster standen die Täufer
in den Rheinlanden in steter Verbindung.
Als Vorläufer der eigentlich reformatorischen Bewegung
finden wir am Niederrhein Adolf Klarenbach aus
Biischerhof bei Lennep. Er hatte sich mit Luthers Lehren
befreundet, sich immer tiefer in religiöse Streitigkeiten ver¬
wickelt und den Versuch gemacht, die lutherische Lehre ins
Erzstift Köln einzuführen. Mit Peter von Eliesteden (bei
Bergheim a. d. E. gebürtig) wurde er vor das Inquisitions¬
gericht gestellt. Beide wurden als Ketzer erklärt und durch
den Feuertod 1529 in Köln hingerichtet. Auch die Augustiner
in Köln wandten sich der neuen Lehre zu; sie wurde jedoch
bei ihnen bald unterdrückt.