Full text: Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten

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Zweites Buch. 
Granada. Der Chimboraco, über 20,000', der so lange 
für den höchsten Berg der Erde galt — welcher gilt jetzt dafür? 
— ist nach neueren Messungen von dem Vulcan Aconcagua 
in Chile übertroffen, der noch 1600' höher ist. Andere hohe 
Spitzen der Jllimani, der Sorata u. a. Der berühmte 
deutsche Gelehrte, Alexander von Humboldt, dem wir 
so treffliche und tüchtige Kunde von Süd-A. verdanken, erstieg 
1802 den C. bis über 18,000'. 1831 kamen andere Reisende 
noch etwas höher. Merke noch bei den Anden drei Ekgenthüm- 
lichkeiten. Zuerst ihre schon erwähnte ungeheure Länge mit 
verhältnißmäßig geringer Breite. Die Anden sind 900 M. 
lang, meist aber nur 13 — 20 M. breit. Dann die große 
Anzahl thätiger Vulkane; auch häufige und schreckliche Erd¬ 
beben bekunden Süd-America als einen Hauptheerd unterir¬ 
dischen Feuers. — Drittens die hier auffallend hoch ge¬ 
legenen Hochplateaux mit zum Theil umfangreichen Seen. 
Dahin gehört 1) die Hochplatte um den 200 luM. großen Ti¬ 
lica ca-See, 12,000'über dem Meer. In dieser Gegend er¬ 
reichen die A. ihre größte Breite. Gegen 150 M. weiter nach 
Norden 2) die Hochebene von Quito, über 8000' am Fuße 
des Chimborazo, des jähen Vulkans Cotopaxi (dessen Don¬ 
ner und Gebraus Humboldt 25 M. weit hörte) und anderer 
Bergriesen, alle höher als der Montblanc. 3) Noch mehr 
nördlich, und ziemlich eben so hoch die Hochebene von Bo¬ 
gota. Die Luft auf diesen Hochplateaux ist rein und gemä¬ 
ßigt. Die ganze Kette der Cordilleras birgt auf der Erde 
das meiste Gold, auch Diamanten (Platina hier zuerst 
gefunden). Eigenthümliche Thiere der Anden sind das Lla¬ 
ma als sanftestes Lastthier, das Vicunna, als Träger fei¬ 
ner Wolle geschätzt. Noch über die höchsten Andengipfel erhebt 
sich der Condor, mit ausgebreiteten Flügeln 6 Ellen span¬ 
nend, der auf Hirsche und Kälber stößt. 
Außer den Anden giebt es in Süd-A. noch vier iso- 
lirte Gebirgssysteme: 1) am Nordrande, östlich vom Mag- 
dalenen- Strom, die Sierra Nevada de Santa 
Marta, 18,000'; 2) weiter nach O. das Küstenge¬ 
birge von Venezuela, 8000'; 3) in dem östlichen 
Vorsprunge, in Brasilien, die brasilischen Ge¬ 
birge nicht über 6000'. Sie bilden ein Hochland, auf 
dem verschiedene Ketten mehr oder minder parallel von 
SW. nach NO. ziehen. 4) Nördlich davon die Gebirge von
	        
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