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Viertes Buch.
erwarben im 13ícn Jh. noch die große und blühende Rhein¬
pfalz, theilten sich aber — denn damals galt noch nicht das
Recht der Erstgeburt — in viele Zweige. In der Mitte des
18ten Jhs. gab es noch deren 3. a) Das eigentliche Bayern,
seit dem 30jährigen Kriege ein Kurfürstenthum, d) Kur¬
pfalz. c) Pfalz-Zw ei brücken. Bei dem Aussterben
der beiden ersten Linien vereinigte 1799 die dritte die ganze
Ländermasie, damals 800 rniM. In den französischen Krie¬
gen und den folgenden Umwälzungen verlor zwar B. Vieles
von dem, was es auf dem linken Rheinufer besessen, den
größten Theil der Pfalz: erwarb aber durch Napoleon, gegen
den es sich jedoch schon vor der Leipziger Schlacht erklärte —
den Königstitel und so viel Gebiet, daß es jetzt 1400 lüM. mit
über 4^/2 Mill. E. hat (% Katholiken, */3 Protestanten).
Jetziger König Maximilian II. Das Reich besteht aus 8
Landschaften; wir zählen sie nach dem Alter der Erwerbung auf:
a) Oberbayern, die größte Landschaft, §. 86. 2. 3- b. §. 87.
3. b. c. d. Die Hauptstadt des ganzen Reiches, München, wm
Heinrich dem Löwen gegründet, liegt in flacher, reizloser Gegend
— wie hoch? (S. 317.) — welche indessen doch die Alpenkette zum
Hintergründe hat. M. liegt am linken Jsarufer, gegenüber die
Vorstadt Au. Noch 1816 hatte M. nur 40,000, jetzt mit Au,
114,000 E., und -hat überhaupt dadurch seine ganze Gestalt verän¬
dert, daß besonders unter dem vorigen kunstliebenden Monarchen
ganze Stadttheile neu angelegt und viele Prachtbauten aufgeführt
sind. So giebt es neue Kirchen in jedem Baustil: die Pfarrkirche
in der Au im gothischcn, die Allerheiligen-Kapelle im byzantini¬
schen, die Ludwigskirche an der breiten, mit lauter großartigen Ge¬
bäuden besetzten Ludwigsstraße im italienischen Stil — die Boni-
facius - Kirche bildet die Form der alten Basílica nach. Außerdem
merke den Königsbau, die Pinakothek (Gemäldehaus), die Gly¬
ptothek (Statuenhaus), die Feldherrnhalle, Bibliothekgebäude u.
s. w.: in der Nähe der Stadt die colossale Statue der Bavaria,
der Triumph deutscher Bildner- und Gieße-Kunst. Eine Menge
Künstler und Maler halten sich in M., das auch Universitätsstadt ist,
auf. Dem etwas derben, aber treuherzigen Volke wohnt dabei Ge¬
schmack für materiellere Genüsse inne: bekannt ist die Vorliebe für das
treffliche bayersche Bier, das jetzt in ganz Deutschland seine Verehrer
hat. — Im W. das Lustschloß Nymphen bürg, 7 M. im NW.
die Ruine Wittelsbach. Ingolstadt, Festung — an? — Die
Gebirgs- und Seepartien: Kochel-, Walchen-, Ammer-,
Starnberger-, Schlier-, Chiem-, Tegern-See (mit
schönem Lustschlosse tiefer ins Gebirge das Bad Kreuth), über
Berchtesgaden (früher gefürstete Propstei), Königsee, Waz--
mann S. 314. 319. 320. Merke noch an der bayerschen Saale das
Salzwerk Reichenhall, am Inn Mühldorf, wo 1322 Ludwig
der Bayer seinen Gegner Friedrich von Oesterreich besiegte