Full text: Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit

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Im Gebiet der Murg sind zu nenuen: 
Freudeustadt, Hauptort des gleichnamigen Oberamtsbezirks, 
auf der Höhe des Schwarzwalvs, der Wasserscheide zwischen Mnrg 
und Glatt gelegen, mit 4804 Einwohnern, worunter 30 Katholiken. 
Auf drei Seiteu von Tannenwäldern umgeben, etwa 260 Fuß über 
dem Forbache, einem Quellfluß der Murg, erscheiut die Stadt wie 
eine Oase. 
Freudenstadt bildet ein regelmäßiges Viereck, und hat einen schönen, 
großen Marktplatz. Die Kirche hat zwei unter einem rechten Winkel 
zusammenstoßende gleiche Flügel mit zwei gleich hohen Thürmen an ihren 
Endpunkten. Die Zuhörer im einen Flügel sehen die im andern nicht. 
Die Einwohner treiben etwas Feldbau und Obstzucht, hauptsächlich aber 
Gewerbe; auch der Bergbau auf Eisen ist nicht unbedeutend. 
Die Stadt verdankt ihren Ursprung dem Herzog Friedrich, welcher 1599 
den aus Oesterreich und Salzburg vertriebenen Protestanten hier einen gegen 
3000 Morgen großen Wald anwies, ocn sie ausroden, und wo sie sich 
eine bleibende Zufluchtsstätte erbauen sollten. Nebenbei hatte Herzog 
Friedrich die Absicht, durch Aufnahme der Flüchtigen, die meist Bergleute 
waren, den Bergbau empor zu bringen. Im Jahr 1609 zählte die Stadt 
schon 2000 Einwohner, und erhielt nun 'statt ihres bisherigen Namens: 
Friedrichsstadt, den Namen Freude nsta dt. Die Stadt hatte nun 
aber in der Folgezeit viel zu leiden: i6ii raffte die Pest die Hälfte der 
Einwohner dabin; 1632 brannte ein großer Theil der Stadt ab, und 1634 
plünderten die Oesterreichcr die ihnen verhaßte Stadt und hieben die Ein¬ 
wohner nieder. Die Stadt schien wieder veröden zu wollen, doch unter 
dem besondern Schutz der Herzoge erholte sie sich bald wieder. 1796 drangen 
die Franzose» trotz Alexander-, Schweden- und Schwabenschanze (am Kniebis) 
über Freudenstadt ins Württembergische ein, und nahmen die Stadt durch 
Contribution übel mit. 
Der ganze Oberamtsbezirk nimmt die höchsten Theile des Schwarz¬ 
waldes ein, und zeichnet sich namentlich durch seine vielen, hohen 
Bergkuppeu aus. Besonders zu nennen sind: der Kniebis 2560 Fuß 
hoch mit dem Nvßbühl 3000 Fuß; ferner die Hornisgrinde, auf 
der württembergischen Seite der Kahenkopf genannt. Sie gewähren 
namentlich westwärts eine herrliche Aussicht. 
Nicht minder ausgezeichnet sind die Thäter des Bezirks: das 
wildromantische Murg- und das Kinzigthal, weniger das dagegen 
mehr fruchtbare Thal der Glatt. Die vielen Seitenbäche dieser 
Flüsse erleichtern einerseits die Bewässerung des Wiesengrundes, wie 
sie andrerseits eine Menge Mühlen und andere Werke, der Forbach 
z. B. die ausgedehnten Eisenwerke zu Friedrichsthal und Christophs-
	        
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