Full text: Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit

598 
e. Könige. Sardinien (1390 Qm., 4,300000 Bew.) 
oder richtiger Savoyen, denn das alte gräfliche Haus hat dw verschiednen Länder 
zusammen gebracht, wovon gerade die Insel Sardinien das unwichtigste ist. — 
Jetziger unumschränkter König seit 1831 ist Karl Albert, zuvor Prinz v. Carig- 
nan. — Da Ober - oder Norditalien schon im 2 Abschnitt (Kapit. über Alpen, 
Etsch u. Po) geschildert ist, so folgen hier kurze Angaben. Das Königreich be¬ 
steht aus: 1) Herzogth. Savoyen mit 530000 E., sowohl der französisch. 
Volksprache nach als wegen der Lage im W. des Hochkammes der Alpen nicht 
zu Jralien gehörend. Ein armes Land. Viele Savoyarden suchen als Schorn¬ 
steinfeger, Schuhputzer und Marmottenjungen ihr Brod im Auslande. Aham- 
bery im engen Tbale, Hauptst. Annecy an einem See, wo I. I. Rousseau 
aus Genf in seiner Jugend das Glück hatte, im Hause der edlen Frau von 
Warens Freundschaft u. Unterricht zu finden. Thvnon u. Meillerie schön 
am Genfersee gelegen. Hochthal Chamouny an der Arve, nördlich des Mont¬ 
blanc. — 2) Fürsten t h. Piemont nebst Novara u. Montferrat, durch 
den Tessin od. Ticinus vom Mailändischen getrennt. Turin am Po, Hauptst. 
und Residenz des Königs, soll jetzt über 100000 E. haben. In der Nähe Lust¬ 
schlösser, namentlich: der Königin Weinberg. Aosta am Dora Baltea, von wo 
Maulthierstraßen über gr. u. kl. Bernhard. Susa am Dora Riparia, von wo 
Straßen über den Cenis nach Savoyen und über den Genevre nach Daufinö. 
Südl. davon im Gebirg findet man noch an 20000 im großen Druck lebende 
Waldenser. Nördl. vom Po: Vercelli unweit der raudischen Felder, wo 
Marius Sieg über die Cimbern 101 v. Chr., und Novara, berühmt durch 
Schweizertapferkeit im I. 1513. Südl. des Po: Alessandria am Tanaro, 
gebaut vom lombardischen Bund, und v. Friedrich Rothbart vergeblich 1174 be¬ 
lagert.— 3) Herzogth. Genua nebst Grafschaft Nizza, schmaler Küsten¬ 
strich mit wenigem Ackerbau. (Die nackten Berge können durch das fahle Grün 
der Oelbäume an ihren Hängen nicht schöner werden. Uebcrhaupt trifft der 
Nordländer wohl heitere Himmelsbläue in Italien, doch wenig schönes üppiges 
Baumgrün, und die Seegegenden Genuas und Neapels abgerechnet, keine so 
herrliche Natur als in den Alpen oder am Rheinftrom und einigen andern Flüs¬ 
sen Deutschlands. Alterthümer, Kunstwerke, und die Vulkane Vesuv u. Aetna 
sind das Vorzüglichste, was nach Italien lockt.) Genua mit 80000 E., Hptst. 
vom Ufer ani Gebirge sich hinaufftreckend. Anblick vom Hafen aus sehr ma¬ 
lerisch; übrigens nur einige Straßen schön, die andern eng, finster u. schmutzig. 
Von genueser Kaufleuten ward 1407 die erste Geldbank gegründet. Nizza, 
Hafenstadt zwischen Orangewäldchen, berühmt durch milde Winterluft, daher 
Sammelplatz von Reisenden und Kranken mehrer Nationen. Um Monaco 
wachsen Cactusarten wie in der Gegend Neapels. — 4) Insel Sardinien 
500000 E., gebirgig u. waldig, an der Küste mehrentheils voll Sumpf. Schnee 
zur Winterzeit wohl auf Bergen, doch nie in den Thälern. Die Berge metall¬ 
reich, die Thäler fruchtbar, die Bewohner faul und unwissend. Im Alterthum 
war die Insel karthagisch, dann römisch; im Mittelalter arabisch. pisanisch, dann 
spanisch bis ins 18. Jahrh. Cagliari, Hauptst. des Vicekönigs, 28000 E.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.