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e. Könige. Sardinien (1390 Qm., 4,300000 Bew.)
oder richtiger Savoyen, denn das alte gräfliche Haus hat dw verschiednen Länder
zusammen gebracht, wovon gerade die Insel Sardinien das unwichtigste ist. —
Jetziger unumschränkter König seit 1831 ist Karl Albert, zuvor Prinz v. Carig-
nan. — Da Ober - oder Norditalien schon im 2 Abschnitt (Kapit. über Alpen,
Etsch u. Po) geschildert ist, so folgen hier kurze Angaben. Das Königreich be¬
steht aus: 1) Herzogth. Savoyen mit 530000 E., sowohl der französisch.
Volksprache nach als wegen der Lage im W. des Hochkammes der Alpen nicht
zu Jralien gehörend. Ein armes Land. Viele Savoyarden suchen als Schorn¬
steinfeger, Schuhputzer und Marmottenjungen ihr Brod im Auslande. Aham-
bery im engen Tbale, Hauptst. Annecy an einem See, wo I. I. Rousseau
aus Genf in seiner Jugend das Glück hatte, im Hause der edlen Frau von
Warens Freundschaft u. Unterricht zu finden. Thvnon u. Meillerie schön
am Genfersee gelegen. Hochthal Chamouny an der Arve, nördlich des Mont¬
blanc. — 2) Fürsten t h. Piemont nebst Novara u. Montferrat, durch
den Tessin od. Ticinus vom Mailändischen getrennt. Turin am Po, Hauptst.
und Residenz des Königs, soll jetzt über 100000 E. haben. In der Nähe Lust¬
schlösser, namentlich: der Königin Weinberg. Aosta am Dora Baltea, von wo
Maulthierstraßen über gr. u. kl. Bernhard. Susa am Dora Riparia, von wo
Straßen über den Cenis nach Savoyen und über den Genevre nach Daufinö.
Südl. davon im Gebirg findet man noch an 20000 im großen Druck lebende
Waldenser. Nördl. vom Po: Vercelli unweit der raudischen Felder, wo
Marius Sieg über die Cimbern 101 v. Chr., und Novara, berühmt durch
Schweizertapferkeit im I. 1513. Südl. des Po: Alessandria am Tanaro,
gebaut vom lombardischen Bund, und v. Friedrich Rothbart vergeblich 1174 be¬
lagert.— 3) Herzogth. Genua nebst Grafschaft Nizza, schmaler Küsten¬
strich mit wenigem Ackerbau. (Die nackten Berge können durch das fahle Grün
der Oelbäume an ihren Hängen nicht schöner werden. Uebcrhaupt trifft der
Nordländer wohl heitere Himmelsbläue in Italien, doch wenig schönes üppiges
Baumgrün, und die Seegegenden Genuas und Neapels abgerechnet, keine so
herrliche Natur als in den Alpen oder am Rheinftrom und einigen andern Flüs¬
sen Deutschlands. Alterthümer, Kunstwerke, und die Vulkane Vesuv u. Aetna
sind das Vorzüglichste, was nach Italien lockt.) Genua mit 80000 E., Hptst.
vom Ufer ani Gebirge sich hinaufftreckend. Anblick vom Hafen aus sehr ma¬
lerisch; übrigens nur einige Straßen schön, die andern eng, finster u. schmutzig.
Von genueser Kaufleuten ward 1407 die erste Geldbank gegründet. Nizza,
Hafenstadt zwischen Orangewäldchen, berühmt durch milde Winterluft, daher
Sammelplatz von Reisenden und Kranken mehrer Nationen. Um Monaco
wachsen Cactusarten wie in der Gegend Neapels. — 4) Insel Sardinien
500000 E., gebirgig u. waldig, an der Küste mehrentheils voll Sumpf. Schnee
zur Winterzeit wohl auf Bergen, doch nie in den Thälern. Die Berge metall¬
reich, die Thäler fruchtbar, die Bewohner faul und unwissend. Im Alterthum
war die Insel karthagisch, dann römisch; im Mittelalter arabisch. pisanisch, dann
spanisch bis ins 18. Jahrh. Cagliari, Hauptst. des Vicekönigs, 28000 E.