Asien — Arabien.
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Suez und Akaba ins rothe Meer streckt. Dies wüste theilweis bergichte und
von einzelnen Wadys durchzogene Land führt den Namen nach der alten Stadt
Petra, deren Trümmer sich 10 M. südlich vom todten Meer in einem nackten
Felsthale finden. Bekanntlich zogen die Hebräer aus dem Lande Gosen gen
Suez und weiter südlich zum Sinai, dann am Golf Akabas nordwärts und
weiter zwischen hier und dem todten Meere ans den spärlichen Weideplätzen hin
und her, bis sie endlich um die Ostseite des todten Meers herum zum Berge
Nebo kamen, von dessen Gipfel Moses, eh er starb, nach dem Jordanthale ins
Land der Verheißung hinüberschaute. Wo jetzt das Städtchen Akaba, lag ehe¬
dem Elath und unweit davon Eziongeber, bekannt aus Salomos Geschichte,
der von dort Handelsschiffe mit phönizischen Seeleuten nach Ophir (fernes Süd¬
land) ausschickte, von wo sie Gold, Sandelholz, Papageien, Affen und Elfenbein
mitbrachten. — 5) Nedjed. So heißt die oasenvolle Mitte Arabiens ostwärts
von Medinah, reich an trefflichen Weideplätzen, Kameelen und Pferden, und
merkwürdig als Sitz der Wahabiten, einer Secte, deren Stifter Wahabs
Sohn, (geb. 1729 zu Ajen ans der Oase Arad) den Koran von Mährchen
zu reinigen, die geistliche Gewalt von der weltlichen zu trennen suchte, die Aus¬
schmückung der Moscheen und sonstigen Luxus verbot. Mit Wort und Schwert
breitete man die Lehre unter den Beduinen aus, und schon war im Beginn die¬
ses Jahrhunderts Mekka erobert, als es dem Vicekönig von Aegypten gelang,
die Wahabis ins Innere Nedjeds zurück zu treiben und selbst den Hauptfitz ihres
Emirs, den von Mekka 100 M. nordöstl. liegenden Oasenort Drehieh — er
bestand aus 3500 Häusern — zu zerstören. Damit ist aber die Secte nicht ver¬
tilgt, denn nach der Heimkehr der ägyptisch-türkischen Truppen wird das Innere
Arabiens wieder frei geworden sein, wie zuvor.
Ueberhanpt kann man zu Constantinopel froh sein, wenn nur HedschaS,
namentlich der Scher if oder Fürst von Mekka, die Oberhoheit der Pforte
anerkennt; das übrige Arabien hat stets alte Freiheit bewahrt, so wie es alte
Lebensweise beibehielt. Die Bedninenstämme folgen nur ihren Scheiks und
Emirn, von denen manchmal einer dem andern obherrschend wird. Unter den
Fürsten der Küstenländer sind die zwei mächtigsten: der Imam von Sana
in Jemen, und der Imam von Maskat in Oman. Dem letztern gehört
auch ein Streif der persischen Küste mit dem Hafen Bender Abassi und der Insel
Ormus, so wie die Insel Zangebar re. an der ostafrikanischeu Küste.
Die Besitzungen Rußlands in Asien.
Wie man in neuerer Zeit von einem asiatischen Rußland spricht, so
gab es umgekehrt vor 4 Jahrhunderten eine europäische Mongolei; damals
stand nämlich noch das kleine russische Reich unter dem Chane von Kaptschak
aus Dschingischans Geschlecht. Als aber dies Chanat in einzelne Stücke, Kasan,
Astrachan, Krimm u. s. w. zerfiel, ward auch Rußland frei und begann nun
seinerseits sich gen Ost und Süd auszubreiten. Zunächst, 1554, fielen die weit¬
schichtigen Reiche Kasan nnd Astrachan in seine Gewalt, und seit 1581 das un¬
geheure fast menschenleere Sibirien. Zu Ende des 17. Jahrh, rückte Peter I