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Mittel-Europa.
Im Gebirg und seiner nächsten Umgebung gränzen die Staaten Hannover,
Preußen, Brannschweig und Anhalt-Bernburg an einander.
Städte an den südlichen Zuflüssen der Aller: Heiligen st adt, Hanptort
des hochgelegenen Eichsfeldes, unweit der Leinequelle am Fuße des Jberges, der
zum Dühn gehört. Zwischen hier und Göttingen die Burgtrümmer der beiden
Gleichen. — Göttingen 6 M. nördl. von Cassel mit 12000 E. mit einem
fruchtbaren rings ausgeweiteten Thal an der Leine von Berghohen umkränzt,
vorzügliche 1787 gestiftete Universität mit einer Bücherei von 300,000 Bän¬
den. Hier lehrten unter andern die Geschichtforscher Schlözer und Heeren,
der witzige Physiker Lichtenberg und der Philosoph Herbart; an den Dichter-
Bürger erinnert ein sinnvolles Denkmal. — Hannover, königl. Residenz an
der Leine, nur 143' überm Meerspiegel, mit 39000 E., Geburtsort von Jffland,
K. P. Moritz, A. W. Schlegel, Leisewitz und Herschel. Auch steht dort ein
Denkmal des großen Leibnitz,' und die 156' hohe Waterloosäule. Hildesheim
mit 17000 E. in hügelichter Gegend an der Innerste, Vaterstadt des kühnen
Reisenden Hornemanu, der 1800 in Afrika umkam. Die bronzenen Thürflügel
am Dome sind ein Werk eines der ältesten deutschen Meister, des kunstreichen
Bischofs Bernward ans dem Jahre 1000. Wolfenbüttel mit Denkmal L es¬
sin gs, der hier seinen Nathan schrieb; er war Vorsteher der 200,000 Bände
starken Bibliothek und starb 1781. Eine Meile nördlich davon und ebenfalls an
der Oker: Braunschweig mit 40000 E., Sitz eines Herzogs ans der älteren
Linie des Welfischen Fürstengeschlechts, daß ursprünglich ans dem Schwabenlande
vom nördl. Ufer des Bodensees stammt; in Hannover und England regiert die
jüngere Linie. Das neue Residenzschloß gehört zu den schönsten Pallästen Deutsch¬
lands. Von der alten Welfenburg stehen noch Trümmer neben der Domkirche,
und vor ihr stehen auf hohein Piedestal ein metallner Löwe, den im 12. Jahrh.
Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Baiern, als Zeichen seines Muthes
errichtete. Wie dieser den Rachen aufsperrt, eben so drohte er, seine zahlreichen
Feinde zu verschlingen. Manchen Sieg hat er auch erfochten, aber seinem
frühern Freunde, Kaiser Friedrich Rothbart, dem er abtrünnig geworden, mußt'
er endlich unterliegen und sich nach Verlust der höhern Würde mit Braunschweig
und Lüneburg genügen. Zu den alten Denkmälern sind neue gekommen, theils
für Herzog Wilhelm und seinen Vater Carl Wilh. Ferdinand, die beide, dieser
1806 und jener 1815, im Kampfe gegen Napoleon ihren Tod fanden, theils zu
Ehren Schills und seiner von den Franzosen gefangenen und hier erschossenen
Gefährten; jetzt auch zum Andenken Lessings. Die in Deutschlands Kulturge
schichte nie zu vergessende Amalia von Weimar war eine braunschweigische Prin¬
zessin; auch der berühmte Astronom Gauß ist von hier, und Campe der Jugend¬
schriftsteller ans der Nachbarschaft. Helmstädt, aus der Straße nach Magde¬
burg, bis 1809 eine geschätzte Universität.
§. 6. Das Flachland der untern Weser und der Ems.
Das Gebiet des Küstenflusses Ems legt sich links an das der
untern Weser, und hat gleiche Beschaffenheit des Bodens und Klima's;