Full text: Kurzer Abriß der alten Geographie

Hermann Lingg. 
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2. Durch dieser Laubgewölbe Mitten, 
Sprich, bist du schon auf irrer Bahn 
Um Mitternacht dahingeschritten? 
Dann hebt auch hier der Zauber an. 
3. Des Wolfs dnrchschoss'ne Augen funkeln, 
Um schwarze Wipfel kreist der Weih, 
Im Moor, auf Felsen glüht im Dunkeln 
Der Hirsche moderndes Geweih. 
4. Vorüber jagt auf Flammenhufen 
Erlkönig sein goldmähnig Roß — 
Die Geige tönt, die Flöten rufen, 
Er reitet auf sein Elfenschloß. 
5. Nebeltag. 
1. Nun weicht er nicht mehr von der Erde, 
Der graue Nebel unbewegt, 
Er deckt das Feld und deckt die Herde, 
Den Wald, und was im Wald sich regt. 
2. Er fällt des Nachts in schweren Tropfen 
Durchs welke Laub von Baum zu Baum, 
Als wollten Elfengeister klopfen 
Den Sommer wach aus seinem Traum. 
3. Der aber schläft, von kühlen Schauern 
Tief eingelullt, im Totenkleid -— 
O welch ein stilles, sanftes Trauern 
Beschleicht das Herz in dieser Zeit! — 
4. Im Grund der Seele winkt es leise, 
Und vom dahingeschwundnen Glück 
Beschwört in ihrem Zauberkreise 
Erinn'rung uns den Traum zurück. 
6. Im 
1. Es fallen von den Bäumen 
Die welken Blätter ab, 
Ich wandle still in Träumen 
Den Felsenpfad hinab. 
2. Die Wolken, wie sie jagen, 
Im Abendgolde blühn, 
Von Stürmen fortgetragen, 
Und in die Nacht verglühn! 
Spätherbst. 
3. In Schwärmen kommt gezogen 
Der Wandervögel Schar, 
Dem Süden zugeflogen: 
Zu Ende geht das Jahr. 
4. Die Blumen an dem Bache, 
Vom letzten Tau gestärkt, 
Verblühn in stillem Ache, 
Allmählich, unvermerkt.
	        
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