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Zweiter Tlieil.
(Bovdogig, j. Monheim? nach A. Düsseldorf od. gar Büderich auf dein
linken Bheinufer) am Rhenus u. das Kastell Divitia (j. Deutz) an demsel¬
ben Strome, Colonia Agrippina gegenüber, eigentlich wohl nur ein Brücken¬
kopf, der die hier geschlagene Rheinbrücke deckte, gehörten. Noch weiter
gegen S. wohnte am Rhenus u. dem Geb. Rhetico , nördl. vou den Mat-
tiakern u. westl. von den Chatten, der Rest des einst so mächtigen, aber
von den Römern sehr geschwächten und grösstentheils auf das linke
Rheinufer versetzten Volkes der Sygarnbri (Sycambvi) oder Sigam-
bri (Sicambri, Zvyayßyoi, HovyafißQoi, HovxayßQox, deren Name wohl
vom Fl. Sieg u. von gaum, Mann, od. heim, ham, Heimath, abzuleiten ist,
vielleicht auch die Gambrivii des Tacitus?),*) u. siidl. neben ihnen zwi
sehen den Geb. Rhetico u. Taunus (im südlichem Theile des Herzogthums
Nassau) die Mattiäci (deren Name wohl aus matte, Wiese, u. ach, Was¬
ser, Bad, zusammengesetzt ist), ein Zweig der Chatten, bei denen die
Römer (welche die befestigte Grenzlinie ihrer Agri Decumates mitten durch
ihr Gebiet zogen) Silberbergwerke anlegten , u. in deren Gebiet sich die
Fontes Mattiaci u. Aquae Mattiäcae mit bedeutenden Badeanlagen (das
heut. Wiesbaden), die Stadt Matliäcum (Maxxiaxov, j. Marburg) u. die
Kastetle Artaunurn (’'Aqxavrov al. 'Ayxxavror, die Ruinen bei der Saal¬
burg) auf dem Taunus , u. Munimentum Traiäni (die Ruinen bei Höchst
am Ufer der Nidda?) fanden. Oestlich von den Mattiakern u. Svganabrern,
westl. von den Cheruskern u. nordwestl. von den Hermunduren zu beiden
Seiten der Adrana, östl. bis zum Visurgis u. südl. bis zu den Agri Decu¬
mates der Römer (im heut. Hessen u. vielleicht noch im nordwestlichsten
Striche von Baiern) sass das mächtige, von den Römern nie völlig bezwungene
Volk der Catti od. Chalti (Xuzxoi, auch Chattae, Xäxxut, die spätem
Hassen, Hessen)**) mit der befestigten Hauptst. Mattium (j. das Dorf
Metz zwischen dem Rheine u. der Matze? nach A. das Dorf Maden hei
Gudensberg od. gar Marburg) u. den Orten Nuaesium (Äovutoiov, j.
Schloss Nienhus an der Monne bei Neheim? od. Fritzlar), Melocävus (Mrr
Ibxavoq, j. Melschede bei Emsbühren od. bei Fulda?), Gravionarium
(I'yaovieuyuiv, j. Grevener? od. im Grabfelde zwischen Brückenau u.
Kissingen) u. a. Nördl. von ihnen fanden sich die Wohnsitze mehrerer
mit den Cheruskern verbündeter, meist kleiner Völkersch., der Chasuäri
(KaoovuoiOL, Xaxxoväytoi, etwa zwischen den Quellen der Ems u. der
Diemel im Paderbornisehen u. Detmoldischen) ; der Tubantes (bei Ptol.
Tovßarxot, bei Strab. Xovßuxzioe statt Tovßcxvxtox), westl. von den vori¬
gen (am südl. Ufer der Lippe zwischen Paderborn, Hamm u. dem Arns-
berger Walde), in deren Gebiet wohl das vom Drusus an der Mündung
*) Die Sigambrer bildeten später einen Hauptbestandtheil des zuerst urn’s
J. 240 vorkommenden, nachmals so berühmt u. mächtig gewordenen Völkerbundes
der Franci (<pQayxot, d. i. Frauke, Freie), der an die Stelle des Cheruskerbundes
trat u. ausser jenen auch die Friesen, Chamaver, Ampsivarier, Bructerer, Chat¬
ten, Marser, Tubanten, Attuarier, Dulgibiner u. s. w., kurz die meisten Völker
des nordw7estl. Germaniens umfasste.
*’) Bei Ptol. erscheint es in andern Wohnsitzen, nämlich in den westlichem
Theilen Thüringens, etw'a von Fulda bis Erfurt, u. in ihrem früheren Gebiete
ganz andere, sonst völlig unbekannte Völkerschaften , Turöni {Tovqojvoi) , Mar-
vingi (MaQoviyyoi) u. s. w.