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war darauf eingerichtet, die Unwissenheit und den Stumpf¬
sinn gegen jedeArt der Geistesbildung unter ihren Anhängern
zu verewigen" *1 b).
Welcher Segen ruht aber auf wahrhaft christlichen
Völkern! Wenn unter uns in neueren Zeiten ungläubige
Männer ") mit einer Schadenfreude, welche ihnen selbst am
meisten schadete, die schwachen, ja gräuelvollen Seiten in der
Geschichte der Christen aufsuchten, so übersahen sie dabei das
Wichtigste, daß nämlich alle Sünden und Gräuel der Chri-
stenheit, wie z. B. Religionskriege, Inquisitionen, Sklaven¬
handel rc., Früchte nicht der Lehre Christi, sondern des Ab¬
falles von dieser Lehre, also indirect Beweise für die Treff¬
lichkeit derselben waren. Dagegen fließen die Gräuel der
Heiden und Muhammedaner aus ihrem Glauben selbst.
Wer könnte alle die guten Früchte des Christenthums
zählen! Die Ehre, welche von Christen Gott in der Höhe
gegeben ward, schaffte Frieden auf Erden, alles Irdische ward
geheiligt. Unter frommem Regiment, bei einem aufs Himm¬
lische gerichteten Sinn, blühten Künste und Wissenschaften.
Die Stärke der Völker wuchs, und der Herr gab dem klei¬
nen christlichen Europa die Herrschaft über die heidnischen
Weltthcile, um ihnen das Evangelium zu bringen. Jeder
Mißbrauch dieser Herrschaft wird schwer gebüßt. Wenn Eu¬
ropa Dessen vergißt, der ihm Stärke und Segen verlieh, so
wird seine Kraft zusammenbrechen und der Segen weichen.
Staaten. Stande.
§. 318. Ganz rohe, Jagd und Fischerei treibende Völker leben
Völker ohne ohne allen Staatsverband, oder halten sich nur stammweise
Stantsverl-gnd.zusammen, wie z. B. eine Menge Stämme in Nord- und
Südamerika. Ebenso nomadisi'ren Hirtenvölker in loser Volks-
Verbindung, nur familienweise, nach Art der Erzväter Abra¬
ham, Isaak und Jakob. Solch ein herumschweifendes Leben
ist aber nur möglich, wenn, wie etwa in beiden Amerikas,
weite, von Niemandem besessene Länder offen stehen, um
darin herumzuziehen und zu schalten und zu walten. Ver-
51b) A. W. Schlegel im berliner Taschenbuch von 1829. S. 69.
Wissenschaft der Araber ist meist fremdes Gut.
52) Man bemerke z. B. die Tendenz von Nathan dem Weisen,
nicht bloß Iudenthum und Muhammcdanismus mit dem Christen¬
thums gleich, sondern letzteres unter die ersteren zu stellen.