Full text: Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde

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f. Italien. 
1. Nizza. 
„Schöner Süden, wie verehr' ich 
Deinen Himmel, deine Götter, 
Wenn ich dieses Menschenkehrig 
Wiederseö' Nnd dieses Wetter!" 
Heinrich Heine. 
Wenn im Herbst das Laub beginnt zu fallen, und die 
Vögel sich zur Wanderung anschicken, dann beginnen in kältern 
Ländern auch viele menschliche Zugvögel ein emsiges Packen und 
Zurüsten zu einer langen Reise nach dem Süden. Man will den 
Stürmen des nordischen Winters entgehen, und noch vor dem 
Eintritt der kalten Tage die hohen Alpenpässe überschreiten, die 
sonst durch fußhohen Schnee dem Wanderer die Reise höchst be¬ 
schwerlich machen würden. Wenn auch viele nur des Vergnügens 
oder der Mode wegen diese Oieife unternehmen, so hat doch ein 
sehr großer Theil dieser Wanderer nach dem Süden und insbe¬ 
sondere nach Italien einen ernsteren Zweck vor Augen, die Wie¬ 
derherstellung der wankenden Gesundheit. 
Die meisten Menschen aber machen sich Illusionen über das 
herrliche Klima Italiens, sie träumen von einem ewig blauen 
Himmel, ewigen Sonnenschein, Orangenblütenduft u. s. w., wäh¬ 
rend in der Wirklichkeit auch in Italien, selbst in Neapel und 
Sicilien, der Winter oft recht kalt ist, und sich besonders durch 
schlechtes, unfreundliches Wetter, Regen und Winde auszeichnet. 
Wenn es dabei allerdings nicht immer gerade friert, sogar eine 
mittlere Temperatur von Z- 5 bis Z- 10 o R. zu sein pflegt, so 
ist doch dieser geringe Wärmegrad für einen Nordländer, zumal 
einen kränklichen, gerade hinreichend, um ihn mit Sehnsucht nach 
einem geheizten Ofen, einem behaglich durchwärmten Zimmer zu 
erfüllen. Dies ist nun aber etwas, was man an den wenigsten 
Orten findet; denn Oefen gibt es fast nirgends, nur Kamine, 
die jedoch selten im brauchbaren Zustande sind, da der Italiener 
lieber friert, als heizt, weil er geheizte Zimmer für ungesund 
hält. Dazu sind die Fußböden durchweg mit Estrich belegt, da 
Dielen dem zahlreichen Ungeziefer allzu willkommene Schlupfwin¬ 
kel darbieten würden. Ueberhaupt ist es eine bekannte Thatsache, daß 
man im Winter nirgends mehr von der Kälte leidet, als in 
Italien oder andern ähnlich gelegenen Ländern; man darf daher 
ja nicht unterlassen, sich mit Pelzen und warmen Winterkleidern 
reichlich zu versehen. Nur in wenigen größern Städten Italiens
	        
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