Full text: Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde

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mit dem 29,000' hohen Mount Everest*), im W. durch 
die steilen Felsenwände des Solimangebirges von dem übrigen 
Asien geschieden. Nur im äußersten N.-W. bildet das Thal des 
' Kabul die einzige Durchzugspforte, durch welche Völker und 
Heere aus der iranischen und turanischen Welt zu dem geweihten 
Lande Brahma's gelangen konnten; von dort aus drohte Indien 
die einzige Gefahr, bis zu der Zeit, wo geharnischte Männer 
aus dem Meere stiegen. Von der Größe des indischen Reichs, 
das innerhalb der bezeichneten Grenzen liegt, können wir uns 
nur schwer eine richtige Vorstellung bilden. Es zieht sich durch 
nicht weniger als 27 Breitengrade von Norden nací) Süden; 
das will sagen, daß Hasara, der nördlichste District, vom Cap 
Comorin über 800 Stunden entfernt ist, etwa so weit, wie 
Archaugel von Neapel, und die Breite des Landes, von der 
Westgrenze Sindhs bis Assam, ist um nichts geringer. Lassen 
wir Assam, Pegu und Tenasserim außer Acht, so beträgt das 
Areal der vorderindischen Halbinsel fast 67,000 Quadr.-Meilen, 
das ist ein Raum, in den man Frankreich fast siebenmal, Gro߬ 
britannien bequem elfmal, und das Königreich Preußen dreizehn¬ 
mal hineinstellen könnte. Fast die Hälfte dieser Ländermasse ge¬ 
hört zu den unmittelbaren Besitzungen der brittischen Krone, mit 
Einschluß von Audh, über 30,000 Quadr.-Meilen, ein Länder¬ 
gebiet, welches fast so groß ist, wie die pyrenäische Halbinsel, 
Frankreich und Deutschland zusammengenommen. Aber auch der 
Rest kann füglich als ein brittisches Besitzthum angesehen werden, 
mit Ausnahme der an Flächeninhalt ganz unbedeutenden portu¬ 
giesischen und französischen Besitzungen und des in den Paral¬ 
lelketten des Himälaja gelegenen Nepal oder Nepaul, dessen Sou- 
veränetät nur durch die Verpflichtung beschränkt ist, keinen Euro¬ 
*) Nach den Vermessungen des englischen Generalstabs in 
Indien ist der Mount Everest (29,000 oder nach einer andern 
Angabe 27,500' hoch) der höchste Gipfel des Himalaja und der 
ganzen Erde. Von 1816 bis 1848 galt der Dhawalagiri oder 
Dhaulagiri für den höchsten Berg (26,000' hoch); nach ihin 
wurde dem etwa 70 Meilen östlich von ihm gelegenen Kanchinjinga 
oder Kintschinjunga (26,436') durch den englischen Obersten Waugh 
diese Ehre zu Theil; seit 1855 hat sie der Mount Everest, etwa in 
der Mitte zwischen den beiden vorgenannten Niesen in Nepal gelegen, 
genau unter 86° 58' östl. Länge von Greenwich bei London. Den 
Namcir hat ihnr Waugh nach seinem Vorgänger, dem Oberst George 
Everest, gegeben. Der Tschumalari (Choomalari), etwa 22,500' hoch, 
liegt östlich vom Kanchinjinga im Quellgebiet des Matschu, eines 
Nebenstupeö des Bramapuler.
	        
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