Full text: Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung

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Der Apenninus §. 50. 
Anba u. Die weite Ebene zwischen dem Südabhang der Alpen und dem 
Nordabfall der Apenninen, begünstigt durch einen äußerst fruchtbaren Boden, 
treffliche Bewässerung und ein mildes Klima, bringt alle europäische und viele 
orientalische Culturpflanzen hervor! Wein und Getreide (Weizen, Mais) ge¬ 
deihen hier zugleich auf demselben Boden. Rebengeländer ziehen sich an Ulmen 
hinauf oder bilden Guirlanden von Baum zu Baum und schützen die zarten 
Gewächse des Bodens vor der brennenden Sonnenhitze. Maulbeerbäume, an den 
Wegen gepflanzt, bekunden die große Ausdehnung der Seidenzucht. Ganz ver¬ 
schieden von dieser Region der beschatteten Felder sind die der Reisfelder und die 
der Wiesencultur, weite schattenlose Ebenen in den niedrigsten Theilen des Tief¬ 
landes mit unbeschränktem Gesichtskreise, über denen in Folge häufiger Ueber- 
schwemmung (welche auf den Reisfeldern vom Frühling bis zur Erntezeit noth- 
wendig ist und daher durch Schleusen erzielt wird) beständig eine ungesunde Luft ■ 
(aria cattiva) schwebt, weshalb hier, namentlich in dem Po-Delta nach der ersten 
Spaltung des Stromes und in den einsamen Küstengegenden bis Rimini, die 
menschlichen Wohnungen nur sehr spärlich anzutreffen sind. 
d. Die apennittische Halbinsel. 
Die italische Halbinsel erhält ihre lang gestreckte Gestalt sowie 
ihre Hauptrichtung von N.-W. gegen S.-O. zwischen dem schmalen, 
östlichen und dem breitern, westlichen Becken des mittelländischen 
Meeres durch die Apenninen, eine ziemlich breite, nicht steile Kette 
mit kurzen Zweigen ans beiden Seiten, welche, wie die Alpen, in 
drei Theile zerfällt: den nördlichen, Mittlern und südlichen Apenninus. 
aa. Der nördliche Apenninus steht durch den Col die Tenda 
mit den Mceralpen in Zusammenhang nnd zieht sich in einem Bogen 
längs der Meeresküste (als ligurischer Apenninus), dann im N. des 
breiten Arno-Thales (als toscanischer oder etrurischer Apenninus) bis 
zur Tiber-Quelle. Dieser Theil der Apenninen ist schmal, ohne Seiten¬ 
zweige nnd niedrig (3000—5000'). Er bildet eine scharfe Scheidewand 
zwischen der Natur von Oberitalien und den südlicheren Theilen der 
Halbinsel, namentlich in der Vegetation, welche am Nordabhange noch 
ungefähr dieselbe ist, wie am Südfuße der Alpen, wogegen an der süd¬ 
lichen , gegen das Meer sich jäh senkenden Seite schon die Cultur des 
Oelbaumes sich ausbreitet. 
bb. Der mittlere Apenninus zieht sich in südlicher Richtung, der 
Küste des adriatischen Meeres nahe und parallel, von der Tiber-Quelle 
bis zur Volturno-Quelle, und theilt sich gegen S. in zwei Ketten, die 
das Hochland der Abruzzen umschließen und sich dann wieder zu einem 
Hauptrücken vereinigen. Die östliche Kette fällt unmittelbar zum adria¬ 
tischen Meere ab, die westliche aber hat, sowohl vor als nach der Spal¬ 
tung, Vorketten von geringer Höhe und ist vom Meere durch die Tief¬ 
ebene der Campagna von Rom und die Küstenstäche der pontinischen 
Sümpfe getrennt. 
cc. Der südliche Apenninus beginnt bei der Volturno-Quelle, 
entfernt sich immer mehr von der Ostküste und erstreckt sich als Haupt¬ 
kette durch die südwestliche Landzunge bis zum Cap Spartivento, wäh¬ 
rend die südöstliche Landzunge von niedrigen, isolirten Bergen und Hügeln
	        
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