Full text: Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung

Größe und horizontale Gliederung Rußlands. §. 63. 
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gange Polens, ein unmittelbarer Nachbar Deutschlands geworden war. 
Nur auf dem kirchlichen Gebiete behauptete sich der ältere Einfluß s ü d - 
europäischer Cultur. Aus■ dem byzantinischen Reiche hatten die 
Russen das Christcnthum erhalten, und bei der zunehmenden Ohnmacht 
des Patriarchen in Constantinopel erhielt die griechische Kirche in Ru߬ 
land eine unabhängige, nationale Entwickelung, die dem Russen um 
so theurer und heiliger ward, je härtere Kämpfe (gegen Tartaren, Po¬ 
len, Schweden) er für sie zu bestehen hatte und je mehr sie in diesen 
Kämpfen selbst bemüht gewesen ist, das Nationalgefühl zu beleben und 
zu stärken. In dieser Beziehung ist daher die germanische Cultur ohne 
Folgen geblieben. 
Lage und Umfang. 
Das russische Reich erstreckt sich in einer Ungeheuern, nur 
durch eine schmale Meerenge (welche?) unterbrochenen Breite (von 
200 Graden der Länge) durch drei Erdtheile und übertrifft alle 
Staaten alter und neuer Zeit bei weitem an Flächeninhalt (392,000 
H3M.), denn dieser ist mehr als das Doppelte von Europa und 
bildet fast den sechsten Theil der ganzen bewohnten Erde, — da¬ 
von fallen 97,235 H3M. auf Europa, 24,300 auf Amerika, das 
Uebrige auf Asien. Einzelne seiner Provinzen übertreffen an Raum 
noch die größten europäischen Staaten; so ist das Gouvernement 
Archangel (16,000 IHM.) um ‘/s größer als Deutschland, das 
Gebiet von Jakutzk (74,000 □ M.) sogar 2/s von Europa gleich. 
Angabe der Meeres- und Landgrenzen nach der Karte! 
Horizontale Gliederung. 
Das europäische Rußland bildet ein ziemlich regelmäßiges 
Rechteck (die Ausdehnung von S. nach N. beträgt 530 M., die 
von W. nach O. 300 M.). Die Halbinselbildung ist am bedeu¬ 
tendsten da, wo sie für die Entwicklung der Cultur und des Ver¬ 
kehrs am wenigsten von Einfluß sein kann. Am Eismeere begren¬ 
zen die einander gegenüberliegenden Halbinseln Kanin und Kola 
den Eingang zum weißen Meere. Auch die russische Ostseeküste 
erhält durch den Einschnitt des finnischen und rigaischen Busens 
einige Gliederung; noch geringer ist die der Nordküste des schwarzen 
Meeres durch die Krim oder die taurische Halbinsel. Ganz un¬ 
bedeutend ist die Jnselbildung, die dem schwarzen Meere sogar ganz 
fehlt. Von einer einflußreichen Küstenentwickelung kann also hier 
keine Rede sein, es kommt nur 1 M. Küste auf 100 □ 90?., ein 
weit ungünstigeres Verhältniß als bei irgend einem anderen euro¬ 
päischen Seestaate. 
Vertikale Gliederung. 
In keinem größern europäischen Staate ist die Form des Tief¬
	        
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