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Die Inseln.
Inseln, die Fidschi-Inseln, die Freundschafts-Inseln, die
Gesellschafts-Inseln (die größte Tahiti, deren Königin Pomare
die französische Oberhoheit anerkannt hat — das Klima ein immerwäh¬
render Frühling, reich an Cocospalmen, Brotfruchtbäumen, Zuckerrohr re.),
die Marquesas-Jnseln (französisch) und die Niedrigen oder Ge¬
fährlichen Inseln.
Missionsftationen sind besonders auf den Freundschafts- und
und Fidschi-Inseln.
Bruchstücke aus Zules Garnier's Beschreibung von Tahiti.
Die Insel Tahiti ist durch eine Reihe vulcanischer Eruptionen ent¬
standen, welche zu verschiedenen Zeiträumen stattgefunden haben, wie theils
aus der verschiedenartigen Beschaffenheit der ausgeworfenen Gesteine, theils
aus der Lagerung jüngerer Schichten über den ältern zu erkennen ist. Viele
Jahre sind oft zwischen einem Ausbruch und dem nächsten verflossen.
Wir verfolgten einen angenehmen Weg längs des westlichen Ufers. Da
zeigte sich nun die Pflanzenwelt in ihrer ganzen Fülle mit ihren Waldungen
von Eacao- und Orangenbäumen, Papaya und Pinien rc., welche einen er¬
habenen Tempel mit dichten grünen Vorhängen bilden, die nur hie und da
sich heben, um das Meer und den unbegrenzten Horizont zu zeigen.
Die Wohnungen der Eingebornen finden sich nur vereinzelt an diesem
Gestade; gegen die Thäler zu, wo die Küste breiter wird, stehen die bedeu¬
tenderen Dörfer. In der Gegend der Vorgebirge, wo die Küste schmaler
wird, ist sie meist unbewohnt.
Wir übernachteten gewöhnlich in dem Hause, welches der Gouverneur in
jedem größern Dorf für die reisenden Beamten errichtet hat. Hier wurden
wir in der Regel schon erwartet und fanden eine wenig abwechselnde, aber
reichliche Mahlzeit bereit: das übliche Spanferkel, welches dort in Kiesel¬
steinen, die mit einem Kohlenbecken erhitzt sind, gebraten wird, — dann
Hühner und alle Sorten Früchte. Die Tahiter sind aber entschiedene Säufer.
Ich wollte die Königin Pomare lV. sehen. Sie lebt ohne allen Pomp
in ihrem Palast und fürchtet nichts so sehr als ceremoniöse, gezwungene Be¬
suche, welche sie als das größte der von Europa eingeführten Uebel betrachtet.
Ich hatte die Ehre, durch einen der Günstlinge der Königin vorgestellt zu
werden, welche ich mit einigen Princessinnen ihres Gefolges beim Kartenspiel
antraf. Pomare zählte damals 54 Jahre, aber nichts in ihrer Erscheinung
schien einen Beginn von Gebrechlichkeit zu verrathen. Ihre Züge waren
ernst, aber nicht unfreundlich, und ihre Augen voll Geist; ihr langes Haar,
das in einem zweifachen Zopf herabwallte, erinnerte an die junge gefallsüch¬
tige Princessin Amai'ta, welche zur gleichen Zeit als Königin ernannt wurde
und zur Frau reifte.
Auch Arüfaaite, der Gemahl der Königin, war bei dieser Zusammen¬
kunft anwesend. Er scheint mir ein würdiger Repräsentant des schönen
tahitischen Typus. Seine wohlproportionirte Gestalt erreichte beinahe 6 Fuß;
ich hatte ihm schon öfters begegnet und stets den gleichen, tiefgelangweilten
Ausdruck bei ihm wahrgenommen. Er ist um 7 Jahr jünger als die Königin.
Die schöne tahitische Race, eine der größten auf der Welt, scheint sich
zwar seit einigen Jahren in gleicher Zahl zu erhalten, trotz des Contactes