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Allgemeines von Europa.
calische Ebene, das italische Niederland, die oberrheinische Tiefebene und
die Ebenen der mittlern Donau).
Außerdem find zu unterscheiden die getrennten Gebirgsglio-
der der Halbinseln und Inseln.
3. Das Alpengebirgsland ist das höchste Gebirge Europa's,
zwischen Italien, Frankreich, der Schweiz und dem Südosten von Deutsch¬
land, mit einer Länge von 125 Meilen und einer Breite von 20 bis
40 Meilen. Gegen Süden fallen die Alpen steil in die lombardische
Tiefebene ab; gegen Norden breiten sie sich in sanft abfallende Arme
aus und bilden die Schweizer Hochebene bis an den westlichen Lauf des
Rheins, und die baierische Hochebene bis an die Donau. Sie bestehen
aus langen Ketten, welche zu beiden Seiten kürzere Aeste aussenden,
die große oder kleine Thaler einfassen. Die Längenthäler, wie z. B.
das Thal des Rhone und des obern Rheins, gehen mit der Hauptrich-
tung des Gebirges parallel; die Querthäler durchschneiden den Gebirgs-
kamm. Die große Menge von gangbaren und angebauten Thälern machen
die Alpen zu dem wegsamsten Hochgebirge der Erde, denn außer den
Bergpfaden für Fußgänger und Saumthiere gibt es in allen Theilen
große fahrbare Kunststraßen, und selbst einzelne Eisenbahnen (z. B. über
den Semmering und Mont-Cenis), welche besonders wichtig für die
Communication quer über das Gebirge sind. Prachtvoll ist der Anblick,
den die Alpen gewähren. Ihre Gipfel sind von 8000' Höhe an mit
ewigem Schnee bedeckt; die Gletscher liegen tiefer und füllen die vom
Gebirge niedersteigeuden Thäler und Schluchten. Nicht selten stürzen
Lawinen in die Tiefen hinab und zertrümmern Wälder und Häuser.
Bezaubernd ist das Alpenglühen, das dadurch entsteht, daß bei
Sonnenauf- oder Untergang die Schneekuppen in den Strahlen der
Sonne glänzen, wobei das niedrige Land noch im Schatten liegt. Schau¬
rig sind die Schluchten mit reißenden Bergftrömen, erhaben die riesigen
Felsmassen, die wild auf einander gethürmt oft wie spitze Nadeln, an
welchen der Schnee nicht haftet, in die Wolken hineinragen.
Unterhalb der Schneegrenze liegen die herrlichen Alpenweiden, wo
die gewürzigen Alpenkräuter sprossen. Hier weidet der Senne im Som¬
mer das Vieh, bereitet in der Sennhütte den Käse, läßt den Kuhreigen
und das Alpenhorn ertönen. Wir steigen weiter herunter in die Region
des Nadelholzes, wo Arzneipflanzen gedeihen, und auch einige Küchen¬
gewächse und Kartoffeln. Die unterste Region, die des Getreides und
Laubholzes, reicht bis zu 4000 ' Höhe.
Der leichtern Uebersicht wegen theilt man das ganze Kettensyftem
der Alpen in drei Hauptgebirgsmassen: die westlichen, die mittleren und
die östlichen Alpen.
Die Westalpen, welche sich mit dem Apennin verbinden und von
Nizza bis zum Mont Blanc reichen, werden unterschieden in Meer¬
oder See-Alpen, die schneereicheren cottischen und die grafischen
oder grauen Alpen.
Die wichtigsten Pässe sind die über den Col di Tenda, Col di Ml.
Genévre, Mt. Cenis und Kleinen St. Bernhard.
Die Mittel- oder Central - Alpen, welche vorzugsweise der
Schweiz angehören, ziehen sich vom Mont - Blanc bis zum Groß - Glöckner