Die Italische Halbinsel.
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Der Arno fließt erst nach SO., dann nach NW., und endlich nach W.
und mündeGn das Mittelmeer. An der Küste liegen die Maremmen,
Weideplätze, die wegen der ungesunden Ausdünstungen im Sommer nur
im Winter benutzt werden.
Die apulische Ebene, an der Oftseite der Apenninen, ist dürr
und wasserarm und dient als Weide sür Pferde und Schafe.
An Küstenflüssen sind noch zu nennen: Bachiglione, Brenta,
Pia^e, Tagliamento, Isonzo, die sämmtlich in den Golf von
Venedig münden.
3. Mit Ausnahme der Gebirgsgegenden hat Italien ein herrliches
Klima. Die Ebenen von Rom und Apulien sind dürr, Neapel hat das
Klima von Nord-Afrika. Der oft glühend heiße Sirocco oder Süd¬
wind wird lästig. Unter-Italien wird häufig von Erdbeben und vul-
canischen Ausbrüchen heimgesucht, Schnee ist in den ebenen Gegenden
eine Seltenheit.
An Metallen ist Italien arm, nur Eisen wird auf Elba gegraben;
dagegen ist großer Reichthum an carrarischem Marmor. Lava wird im
Neapolitanischen und Schwefel auf Sicilien gefunden. Das Pflanzen¬
reich gibt Reis, Mais, Weizen, Kastanien, Wein, Südfrüchte (auf Si¬
cilien) und Olivenöl (das in ganz Italien zur Zubereitung der Speisen
benutzt wird). Außer den Pferden benutzt man Esel und Maulthiere,
viele Schafe, Murmelthiere, Seidenraupen. Bei den Inseln werden
Korallen gefischt, die Fijcherei ist nicht unbedeutend.
An merk. Italien erzeugte früher rohe Seide im Werth von 250 Millionen
Francs; jetzt noch nicht die Hälfte — infolge der Seibenwürmer - Krankheit.
4. Die Bewohner Italiens sind Nachkommen der alt-lateinischen
Ureinwohner und sehr verschiedenen Einwanderer, der Griechen, Kelten,
Germanen und Araber. Die Lombarden, Piemontesen (und Savoyarden)
in Ober-Italien scheinen germanischen und keltischen Ursprungs zu sein;
die Apulier und Calabresen zeigen griechische und arabische Abkunft.
Die italienische Sprache wird in vielen Dtalecten gesprochen, am rein¬
sten im ToScanischen; die. katholische Religion ist vorherrschend. Der
Ackerbau wird ausschließlich iu Ober-Jtallen betrieben, Weinbau und
Viehzucht allgemein, in den Ebenen und an den Küsten ist Seidenzucht,
Fischerei und Handel vorherrschend. (Für letzter» war Italien im Mittel-
alter das erste Land der Welt.)
Die Italiener haben viel Kunstsinn (für Baukunst, Malerei, Musik
und schöne Künste) und natürliche Talente (für Sprachen) neben großer
Unwissenheit und Trägheit des Volkes. Das Schulwesen steht im all¬
gemeinen auf einer sehr niedern Stufe; auf 10,000 Einwohner kom¬
men 500 Elementarschüler.
Anmerk. Es ist leider Thatsache, daß in manchen Gegenden Italiens, na¬
mentlich im Neapolitanischen und in Sicilien, das Volk in wahrhaft barbarische Zu¬
stände zurückgefallen ist, während jene Gegenden im Mittelalter sich einer nicht ge¬
ringen (Kulturstufe erfreuten. Der Druck der spanischen und der bourbomschen Herr,
schast trägt einen Theil der Schuld, der andere kommt auf Rechnung der Geistlich¬
keit. In Italien treten Barbareien in Menge aus, und die Scheußlichkeit ist rafsi-
nirt. („Globus".)
5. Italien begreift in sich das Königreich Italien, den Kir¬
chenstaat, die Republik Marino, das Fürstenthum Monaco
und die (zu England gehörigen) Inseln.