Vorwort.
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derung der idealen Bildungszwecke nicht dem Lesebuch allein
zu: in viel höherem Grade sind an dieser Aufgabe beteiligt
die Religionslehre, die Geschichte, ja selbst die Naturkunde,
wie es überhaupt kein Lehrfach gibt, das nicht für die formale
und die religiös - sittliche Bildung nutzbar gemacht werden
könnte. —
Dieses Lesebuch erscheint in zwei Ausgaben. Die größere
erhält im II. Teil eine Zugabe von Lesestücken aus der
Weltkunde — einen Sondcrabdruck aus des Verfassers
„Lesebuch für die Mittel- und Oberklassen" — für solche
Schulen, welche die idealen Seiten des Unterrichts mehr
herauskehren wollen, und welche außerdem das Lesebuch auch
für die Wiederholung und den Ausbau der Realien benützen
möchten.
Daß in vorliegendem Lesebuch auch eine Reihe von
Tabellen über Zahl-, Maß- und Gcwichtsverhältnisse, Hilfs¬
tabellen zu Berechnungen aller Art, statistische Tabellen,
endlich eine kleine Mustersammlung von Geschäftsaufsätzen
Aufnahme gefunden hat, bedarf keiner Entschuldigung. Die
Anpassung des Buches an die Lebensverhältnisse dee Schüler
rechtfertigt diese Beigaben, und es steht der Schule wohl
an, wenn sie ihre Schüler auch in diesen Dingen zurechtweist.
Mit Absicht wurden daher diese Tabellen nicht in den Anhang
verwiesen, sondern an schicklichen Orten in den Text einge¬
rückt, damit Lehrer und Schüler gewissermaßen genötigt
würden, auf die Betrachtung dieser Sachen sich einzulassen.
Es ist wohl keine Selbsttäuschung. wenn man annimmt,
daß gerade diese rein praktischen Beigaben des Lesebuchs
dazu beitragen werden, daß es sich auch nach Ablauf der
Schulzeit noch als des Aufhebens wert und als ein nützlicher
Ratgeber für die Erwachsenen erweisen werde.
Noch weniger aber wird eine Rechtfertigung des letzten
Abschnittes „Aus alter und neuer Zeit" notwendig sein.
Lernt man mit Eifer den Ursprung und die Fortgestaltnng
vieler minderwichtiger Dinge, so wird die kleine Beigabe von
Bildern ans der Geschichte der beiden wichtigsten Berufs-
klassen des erwerbenden Volkes auch willkommen sein. Der
Bauernstand als der Ernährer alles ansässigen Volkes ver¬
dient diese Aufmerksamkeit, und ihm reiht sich an mit gleichem
Verdienst die Klasse der Gewerbetreibenden, deren Fleiß und
Geschick wir alle Bequemlichkeit und die Möglichkeit einer