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Weitere Ausführung der Geographie.
Theile zuerst, die unteren zuletzt. Der Schatten der Erde ist bei Mondfinsternis¬
sen stets rund. 3) Die Erde ist umsegelt worden, ohne daß man die Richtung
wesentlich änderte. -1) Die Sonne und die übrigen Sterne gehen nicht überall
zu gleicher Zeit auf, also ist die Erde von Osten nach Westen gekrümmt; bei
einer Reise von Norden nach Süden kommen immer andere Gestirne zum Vor¬
schein, folglich ist ste auch in der Richtung von Norden nach Süden gekrümmt.
Die Erde ist aber keine vollkommene Kugel, sondern unter dem Aequator
gewölbter und um die Pole flacher oder abgeplattet, doch so unbedeutend,
daß die Polaraxe (1713 M.) nur um 5—6 M. kürzer ist, als der Aequatorial-
durchmesser (1718s M.).
Jeder Kreis auf einer Kugel, dessen Ebene durch den Mittelpunkt geht, heißt
ein größter Kreis. Man theilt jeden größten Kreis der Erdkugel in 360 Grade
und nennt den 15. Theil eines Grades eine geographische Meile. Der Umfang
der Erde ist also 360.15 — 5400 geographische Meilen. Die Oberfläche einer
Kugel ist gleich dem Produkt aus dem Umfange und Durchmesser eines größten
Kreises; also ist der Flächeninhalt der Erde, mit Berücksichtigung der Abplat¬
tung, 9,260,500 Quadratmeilen.
§ 4. Betrachten wir in sternhellen Nächten die Gestirne, so sehen wir, daß
sich alle in größern oder kleinern Kreisen von O. nach W. um die Erde bewe¬
gen. Diese Bewegung ist jedoch nur scheinbar und hat ihren Grund darin, daß
sich die Erde in entgegengesetzter Richtung in 24 Stunden einmal um einen ihrer
Durchmesser dreht. Derselbe heißt die Ape, seine Endpunkte die Pole, und zwar
der eine der Nordpol, der andere der Südpol. Denkt man sich die Erdaxe
bis an das scheinbare Himmelsgewölbe verlängert, so heißt sie die Weltaxe,
ihre Endpunkte die Weltpole.
Derjenige größte Kreis der Erde, welcher von beiden Polen um 90 Grad
entfernt ist, heißt der Erdäquator; derselbe theilt die Erde in die nördliche
und südliche Halbkugel. Kreise auf der Erde parallel mit dem Aequator
gezogen gedacht heißen Parallelkreise, Kreise durch die Pole gelegt Meri¬
diane oder Mittagskreise. Jeder Meridian theilt die Erdkugel in eine öst¬
liche und westliche Halbkugel.
Der Abstand eines Ortes auf der Erde vom Aequator heißt seine geogra¬
phische Breite, welche nördlich und südlich sein kann; sein Abstand von
einem beliebigen, aber ein für alle Mal bestimmten Meridiane seine geogra¬
phische Länge, die östlich und westlich sein kann. Die Länge wird gerech¬
net entweder von dem Meridian von Ferro, oder von dem der Pariser
Sternwarte (20" östlich von Ferro), oder von dem der Greenwicher sGrih-
nitscherj Sternwarte an 17° 40' östlich von Ferro.
§ 5. Blickt man von irgend einem freien Orte der Erde um sich her, so
übersieht man von der Erdoberfläche und von der Himmelskugel ein von einem
Kreise begrenztes Stück, den scheinbaren Horizont eines Ortes, der um so
größer ist, je höher der Ort über der Erdoberfläche liegt.
Der Horizont eines Ortes wird von seinem Meridian in 2 Punkten geschnit¬
ten, von denen der eine in die nördliche, der andere in die südliche Halbkugel
fällt; ersterer heißt der wahre Norden, letzterer der wahre Süden. Die
gerade Linie zwischen beiden heißt die Mittagslinie. 90" entfernt von diesen