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Ungarn.
mungen heimgesucht wird. Vor Ofen haben die Brandenburger
gegen Ende des 17ten Jahrhunderts unter Schöning und Barfuss
Lorbeeren geerntet. In Ungarn blieb seitdem ein Sprlichwort gäng
und gäbe: er steht wie ein Brandenburger, und nannten die Türken
diese Truppen die Blaumänner nach ihren Uniformen und die Feuer¬
männer wegen ihrer Schnelligkeit beim Schiessen. Noch vorhandene
Ruinen zeigen, dass schon die Römer hier gewohnt haben. Pesth
dagegen ist eine moderne Stadt, und besonders berühmt als der
grosse Schweinemarkt Ungarns. Gleich südlich von Pesth bildet die
Donau eine Insel; ebenso bei Mohacz, weshalb denn dieser Ort als
Uebergangspunkt wichtig ist. liier besiegte Prinz Eugen die Türken
und erzwang sich so den Eintritt in das östliche Ungarn. Wie Ofen
und Pesth eine Doppelstadt bilden, so Neusatz und Peterwardein. —
Das linke Donauufer ist flach, sumpfig und voller Rohrwiesen. —
Parallel mit der Donau lliesst von Norden nach Süden die Theiss,
ein achter Fluss der Tiefebene, rings von Sümpfen umsäumt und
deshalb der steten Beaufsichtigung und Regulirung bedürftig. Diese
Regulirung ist erfolgt, hat aber bis jetzt noch nicht die Vortheile
gewährt, die man gehofft hatte. Das Tiefland zwischen Donau und
Theiss heisst die Ketskemeter Haide. Es ist eine ächte ungarische
Puszta. Weite Steppen wechseln dort mit Sumpfflächen. Gegen
Süden erhebt sich das Land, doch bleibt zwischen dieser Erhebung,
der Teleczkaer Hochfläche, und dem Syrmischen Gebirge eine Sen¬
kung, die Baczka. Erst unter Maria Theresia ist diese Strecke
durch den Kaiser Franz-Canal zwischen Donau und Theiss entwäs¬
sert, mit Colonisten besetzt und zu einer reichen Fruchtlandschaft
umgeschaffen. In der Ketskemeter Haide wohnen die Jazygier und
Kumanen, jene berühmten Reitervölker Ungarns, dort liegen die
ungarischen Städte, welche dorfähnlich gebaut, meist von ausgedehn¬
tem Umfange sind. Da und in der Debrecziner Haide, die westlich
von der Donau bis nach Siebenbürgen hin sich ausdehnt, ist die
Heimath des ächten Magyaren. Dort stehen seine kleinen Gehöfte,
von Wein umsponnen, von Tabakspflanzen, Melonen und Gurken um¬
geben, dort erklingen in der Schenke die wilden Tanzweisen, welche
der Zigeuner dem Cziko, dem Rosshirten der Steppe, aufspielt.
Es ist Ungarn, wie wohl aus dem oben Gesagten hervorgeht,
ein merkwürdiges Land, ein Land der Contraste. Alpenhöhen, Wald¬
gebirge und dann wieder Steppen und unabsehbare Sumpfflächen!
Und dieses Wunderland, es liegt so auf der Grenze der Cultur; es