14
Spanien.
Zur Krone Castilien gehörte auch Valencia. Diese Stadt wurde
bekanntlich vom Cid erobert, und ist derselbe dort auch gestorben.
Wir kennen diese Vorgänge aus Herders schöner Dichtung und er¬
innern uns dabei, dass der Cid seine Rittersporen erhielt in Coimbra,
welche Stadt gerade gegenüber von Valencia an der Westküste der
Halbinsel liegt. Verbinden wir beide Städte durch eine Linie, so ist
der von dieser Linie nördlich liegende Theil von Spanien damals,
also Ende des Ilten Jahrhunderts, schon als im Besitze der Christen
zu betrachten. An der Küste von Valencia liegt Murviedro, das alte
Sagunt. Sagunt war eine griechische Colonie und hat seinen Namen
von der Insel Zakynthus. An der Süd- und Ostktiste Spaniens haben
zuerst die Phönizier und dann die Carthager Colonien angelegt.
Ihnen folgten auf ihren Handelswegen überall die Griechen, und so
haben sie auch in dem Busen, welcher zwischen der Pyrenäen- und
der Apenninen-Halbinsel liegt, als Hauptort Massilia gegründet. Um
Massilia reihten sich andere griechische Städte, so in Italien Nicaea
(Nizza) und in Spanien Ampurias und Sagunt. Gewöhnlich wird
beim Unterricht Sagunt als am Ebro liegend geschildert, weil nach
dem Bericht des Livius die Römer an die Karthager die Forderung
stellten, sie sollten nicht Sagunt erobern und nicht den Ebro über¬
schreiten. Bekanntlich begann der zweite puniscile Krieg damit, dass
Hannibal die Stadt einnahm. Sagunt hat sich damals durch eine
hartnäckige Vertheidigung ausgezeichnet und ebenso grossen Ruhm
dadurch erlangt, wie Numantia und Saragossa. — Die gleichnamige
Hauptstadt der Provinz Valencia liegt am Guadalaviar. Die ersten
Silben in diesem wie in ähnlichen Flussnamen bildet das arabische Wort
Wadi d. h. Thal, Wasser. Um die Stadt Valencia wie um die süd¬
lich davon an der Segura liegende Stadt Murcia liegen die sogenann¬
ten Huertos d. h. Gärten. Man unterscheidet nämlich Sierra d. h.
Gebirge, welches meistens kahl und unbewaldet ist, dann das Campo,
das Blachfeld, welches den Uebergang vom Gebirge zur Tiefebene
bildet. Durch das Campo haben die vom Gebirge herabrauschenden
Frühjahrsgewässer tiefe Schluchten, sogenannte Barrankos, gerissen,
welche hin und her durch die Landschaft streichen. Vortrefflich sind
sie geeignet zum kleinen Kriege. Wenn eine geordnete Truppe über
das Blachfeld dahinzieht, so steigen wie die Dämonen der Unterwelt
aus diesen Klüften die Guerillas und verschwinden nach kurzem,
heftigem Anlauf eben so schnell wieder in jenen Spalten, deren Win¬
dungen nur der Eingeborene kennt. Das Campo ist im Frühjahr