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!!• Das Vaterland.
A. Stoffe aus dem heimatlichen Anschauungskreis.
1. Pflanzen.
1. Das Schneeglöckchen.
(Einfache Beschreibung eines Pflanzenkörpers.)
Wenn der Schnee zu schmelzen beginnt, dann erfreut uns das
Schneeglöckchen. Die Blüte desselben hängt an dem seinen Stielchen
herab wie ein kleines silbernes oder aus zartem Schnee gearbeitetes
Glöckchen. Von ihr erhält das Pflänzchen seinen Namen. Das
Schneeglöckchen liebt besonders schattige, feuchte Gebüsche und Rasen¬
plätze, wird aber auch als Zierblümchen gepflanzt, um Gärten und
Zimmer zu schmücken. Das ganze Pflänzchen wird ungefähr eine
Spanne hoch. Man unterscheidet an demselben Wurzeln, Zwiebel,
Blätter, Stengel und Blüte. Die Wurzeln stehen in einem Kranze
am unteren Ende der Zwiebel. In der Mitte dieses Kreises bemerkt
man die Spur der anfänglichen Hauptwurzel. Sie ist abgestorben,
und dadurch ist die Pflanze veranlaßt worden, eine um so größere
Anzahl Nebenwurzeln zu bilden. An den Nebenwurzeln sind Wurzel-
fasern. Sie sind von weißlich-bräunlicher Farbe. Die Wurzeln
wachsen nach unten, die übrigen Teile des Schneeglöckchens nach oben.
Die Zwiebel ist keine Wurzel, sondern eine unterirdische Knospe, welche
nicht nach unten, sondern nach oben wächst. Sie ist kugelig und besteht
aus einer großen Anzahl fleischiger Blätter, die sich schalenähnlich rund
umfassen. Im Innern der Zwiebel bildet sich schon während des
Herbstes und Winters das junge Pflänzchen mit Blättern, Stengel
und Blüte. Sobald der Schnee zu schmelzen beginnt, braucht es sich
darum nur zu dehnen und zu strecken, um fertig da zu stehen. Ge¬
wöhnlich kommen aus der Zwiebel zwei Blätter und ein Stengel.
Die Blätter sind an ihrem Grunde von einer häutigen Scheide um¬
schlossen. Da sie nicht am Stengel angeheftet sind, sondern unmittelbar
von der Wurzel her kommen, nennt man sie Wurzelblätter. Die
Blätter sind einen Finger lang. Man unterscheidet an ihnen den
Blattgrund, die Spitze, die Ränder, die Ober- und Unterseite. Die
Ränder der Schneeglöckchenblätter laufen in gleicher Richtung, ähnlich
wie diejenigen eines Lineals; man sagt deshalb, sie haben eine liuea-
lische Gestalt. An der Spitze sind sie etwas verdickt und abgerundet.
Weder auf der Ober- noch aus der Unterseite befinden sich Härchen,
wie dies bei vielen anderen Pflanzen der Fall ist. Die Blätter des
Schneeglöckchens sind glatt. Man bemerkt aus den Blättern, welche
schön grün gefärbt sind, von ihrem Grunde nach der Spitze zu gleich¬
laufende Streifen, die man besonders deutlich sieht, wenn man die
Wangemann, Lese- und Sprachbuch. IV. Teil. 4