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Geschichte des russischen Reiches.
fand. Die Russen lernten diese durch ihren Verkehr mit Con-
stantinopel kennen, *)
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Das Christenthum in Rußland.
Schon O lg a, Negentinn Rußlands, ließ sich in Constan-
tinopel taufen (955) , und verpflanzte mit dem christlichen
Glauben auch Begriffe von Cultur nach Rußland. Sie bahn-
te Straßen, schlug Brücken, erbaute die Stadt Pleskow , um
die Handelsverbindung zu erleichtern. Die Russen verehren sie
als eine Heilige.
Aber erst ihr Enkel, Wla d imir der Große, auch der
Heilige genannt, sicherte dem Christenthume eine bleibende Auf-
nahme in Rußland. Nachdem er die Taufe empfangen (989)
und sich mit ter christlichen Kaiserstochter An n a von Con-
stantinopel **) vermählt hatte, schickte der Patriarch von Con-
stantinopel griechische Missionäre unter die Russen, welche die
griechische Kirche in Rußland pflanzten und die Schreibekunst
(mit dem griechischen Alphabet) dahin brachten. Wladimirs
Herrschaft erstreckte sich über alles Land von den Wasserfällen
des Dniepers bis zum weißen Meere, und vom finnischen Meer-
busen bis zur Oka. Er stiftete die ersten Schulen. Er schick-
te Gesandtschaften an den deutschen und griechischen !Kaiser,
so wie an den Chalifen der Muhamedaner zu Bagdad , und er-
öfnete einen Handelsweg durch die Wolga nach dem caspischen
Meere, und nach Permien. Aber zur Befestigung der russi-
schen Macht fehlte ein bestimmtes Successionsgeseß. Wladi-
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*) Sie handelten mit Pelzwerke, Wachs, Honig und Sclaven
dahin. Schon g12 und 944 wurden Handelsverträge ge-
schlossen, welche in 'den byzantinischen Geschichtsbüchern mit
mancherley Nachrichten über die Russen aufgezeichnet sind.
**) Sie war eine Schwester der Theophania, Gemahlinn des
deutschen Kaisers Otto II.