fullscreen: Lehrbuch des geographischen Anschauungs- und Denkunterrichts

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Palme, dem Kaffee, Zuckerrohr, der Baumwolle zc. die 23 m. hohen geister¬ 
haften, silbergrauen Erythrinen mit ihren blntrothen Blüthen, die riesigen 
Lobeliaceen mit ihrem 3 — 5 m. hohen lilafarbenen Blüthenschaft zu nennen, 
und die Thiere sind von den plumpen Nilpferden und Elephanten bis zu 
den wundervollsten „umherflatternden Blumen", aber auch vou ungeheuren 
Schlangen bis zum tödtlichen Scorpion und der verheerenden Heuschrecke 
herab vertreten. 
Und die Menschen dieses Wunderlandes — ca. 3 Millionen — wohnen 
in jämmerlichen Erd- und Strohhütten, die überall Verfall und Lüderlichkeit 
zeigen, und sind nach Henglin's Schilderungen fast durchweg, und zumal die 
christlichen Bewohner, schamloses, unsittliches Gesindel. Die Inden und 
Muhamedaner bilden die besseren Elemente. Ackerbau und Viehzucht, Industrie 
und Handel stehen überall auf niedriger Stufe. 
Adowa, Adna, Hauptstadt der Landschaft Tigre, "der Hauptmarktplatz für Ost- 
und Westabessinien, ist eine gewerbthätige Stadt mit 3000 E., nördlich vom Takazza 
gelegen. Westlich von ihr liegt Axum mit 2000 E., einst die älteste Metropole 
Abessiniens, von der noch eine Menge Ruinen, Obelisken, Opferplätze und Felsengräber 
vorhanden sind. — Gondar, die Hauptstadt des Königreichs Amhs>ra, auf frucht- 
barer Hochebene am Dembey-See mit verfallendem Schlosse der früheren „Negus', 
(Kaiser), 50 Kirchen, die wie die Häuser mit einem kegelförmigen Strohdache gedeckt 
sind, und verschiedenen Klöstern, 7000 E. — Im südöstlichen Königreich Schoa oder 
Choa sind Ankobar, 2600 m. 8000' hoch gelegen, mit 6000 E. und Angolalla, 
auf 1560 m. hohem Börge liegend, mit 4000 E., die beiden Hauptstädte. — Mass6wah, 
oder Massaua ist der Hauptort des 3 — 8 Meilen breiten, auch das von muhame- 
danischen Hirten bewohnte Gebirge Danäkil umfassenden Küstenlandes Samhara. 
Die 5000 E. zählende Stadt liegt auf einer kleinen Koralleninsel und besitzt den 
sichersten Hafen der ganzen Westküste des Rothen Meeres. Von dem nahen Artiko 
(6 — 7000 E.) gelangt man durch den beschwerlichen Tarantapaß durch das Thal 
des Mareb (Nebenfluß des Takazza) in die Provinz Tigre. Tadschurra oder Ted- 
jura an der tief eingreifenden Bai gl. N. ist ein ziemlich lebhafter Hafenort. — Der 
in dieser Bucht liegenden an sich unbedeutenden Mnschasch-Jnseln, sowie des Dahlek- 
Archipels gegenüber dem Hafen von Massowah bemächtigten sich die Engländer zur 
Wahrung ihres Einflusses; die Franzosen erkauften aus gleichem Grunde den Hasen 
Obok an der Nordseite jener Bucht. Endlich ist noch das nördlich von Tigre zwischen 
dem Takazza und Mareb liegende Gebiet der friedlichen, Ackerbau treibenden Barea 
und Kumg.na, die sich von den Negern durch ihre mehr braune Hautfarbe unter- 
scheiden, zu erwähnen. 
2. Das Mittelnilland. Nubien. 
Nnbien, das sich vom 11—2 4 ^" NBr. erstreckt, ist als Mittelstufen- 
land des Nils schon bekannt. Es zerfällt in das südliche Senn aar, oder 
das zwischen dem Weißen und Blauen Nil etwa 500 m. über dem Meere 
gelegene Dschesireh el Dschesireh, d. i. Insel der Inseln, das mittlere 
Nubien oder Dongola und das nördliche oder eigentliche Nubien, noch 
ca. 390 m. über dem Meere. 
Im Allgemeinen allerdings Wüste, geben doch auch diese weiten Terri- 
torien noch Zengniß von einer schöpferischen und vielfach gestaltenden Natur. 
Das Ganze ist eine weite Steppenlandschaft, die in Senn aar und Kordofän 
(westlich des vorigen) durch ausgedehnte Waldungen unterbrochen wird. Der 
Boden der Bahiuda (S. 370), meist eben, mit einzelnen Hügelzügen, ist mit
	        
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