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gemeinen Umrisse gegeben und die berühmtesten Namen hier genannt
werden können; das Ausführlichere muß einer besondern Literaturge¬
schichte vorbehalten bleiben.
Italien, welches keine kriegerische Rolle mehr spielen konnte und
in viele kleine Staaten getheilt war, wurde die Heimath der schönen
Kunst. Es blüheten daselbst die florentinische, römische, lombardi¬
sche und venetianische Schule, jede durch eigenthümlichen Charakter
ausgezeichnet und durch große Meister verherrlicht. In der ersten ragte
vor allen hervor Leonardo da Vinci, geboren 1452 und gestorben
15*19 in Paris in den Armen des Königs Franz I., der ihn dahin be¬
rufen hatte. Er war ein großer Wasserbaumeister und legte viele Ka¬
näle und große Wasserleitungen an. Sein berühmtestes und allgemein
bekanntes Gemälde ist das Abendmahl.
Nicht minder berühmt war Michel Angelo Bnonarotti, geboren
1474, als Maler, Bildhauer und Baumeister. Er starb 1564 zu Rom,
wo er für die Päpste Julius II. und Leo X. die bedeutendsten Werke
verferrigte. Das bekannteste derselben ist das jüngste Gericht in der
sirtinischen Kapelle. Zu den bcbeutcnberen Männern dieser Schule ge¬
hören noch Finsole, gestorben 1455 und Andrea de! Sarto f 1530.
Die römische Schule erhielt ihre höchste Vollendung durch Ra-
phadl Sanzio von Urbino, von 1483 bis 1520, der den Beinamen
des Göttlichen erhielt. Am berühmtesten sind seine sirtinische Ma¬
donna, die Verklärung, die Madonna von Foligno und seine Car¬
tons zu Tapeten. Der bedeutendste seiner Schüler ist Giulio Romano,
gestorben 1546. Schönheit der Form galt vorzüglich in dieser Schule,
in welcher noch Pietro de Cortona glänzte.
In der venetianischen Schule kam besonders das Colorit (die
Färbung) zur Geltung. Als der größte Meister in derselben gilt Tizian
von 1477 bis 1576. Während seines langen Lebens malte er sehr
viele Bilder, von denen die meisten noch wohlerhalten vorhanden sind.
Eben so vollendete und heitere Bilder lieferte Paul Veronese f 1588.
Auch Tintoretto t 1594 glänzte in dieser Schule.
Cotregio strahlt vor den Uebrigen in der lombardischen Schule.
Er lebte von 1494 bis 1534. Zu seinen berühmtesten Arbeiten gehört
die in Dresden sich befindende Anbetung der Hirten, die unter dem
Namen der Nacht bekannt ist, ganz im Helldunkel gemalt, und wo
das Licht vom Christkind ausgeht, und seine Freskomalereien in Parma.
Im 17. Jahrhundert blühete in Bologna eine sogenannte eklek¬
tische Malerschule (eine auswählende), welche von den ältern Meistern
das Gute entlehnte ohne sich als sklavische Nachahmer zu bilden. ^ Lu°
dovico und seine beiden Vettern Agostino und Annibale Caracci be¬
gründeten dieselbe. Der berühmteste von ihnen ist Annibale Caracci,
von 1560 bis 1609. Er malte in 8 Jahren die Galerie des Palastes
Farnese in Rom. Er hat vortreffliche Schüler gebildet: Albani, Do-
menichino, Lanfranc und vorzüglich Guido Reni, von 1575 big 1642;
außer diesen gehört zu dieser Schule noch Guercino, von 1590 bis
1666, der sehr viele Arbeiten lieferte, sich auch zum Theil zu der Ma¬
nier des Caravaggio, 1569 bis 1609*. hielt, der sich in starken Gegen¬
sätzen von Schatten und Licht gefiel. Noch ist hier als
erwähnen Spagnoletto aus Lativa bei Valencia 1593 geboren, später