Mexico.
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mit einer Reihe großer silberner Knöpfe versehen. Um die Hüfte, bis
wohin gewöhnlich die Hose reicht, trägt man eine rothseidene, mit
Gold- oder Silberfranzen besetzte Schärpe. Über den kurzen Halbstie¬
feln wird eine gegerbte Hirschhaut mittelst eines Bandes unter dem
Knie festgebunden, um den untern Theil des Beines beim Reiten zu
schützen. Diese Bekleidung (Botas) ist gewöhnlich mit rothem Saf¬
fian gefüttert, auch wohl zuweilen reich in Gold und Silber gestickt
und kostet dann 70—80 Piaster. Der Reiter tragt gewöhnlich ein
langes Messer zwischen der Vota in dem Kniegürtel. Den Kopf bedeckt
ein sehr breitranderigec mit Silbertressen besetzter Hut, unter dem ein
weißes baumwollenes Tuch nachlaßig auf die Schultern fallt, um bei
starker Sonnenhitze den obern Theil des Körpers damit zu bedecken.
Zu diesem Anzuge kommt noch ein Mantel (Manga), ein 4—5 El¬
len langes Stück blaues Tuch, in der Mitte mit einem Schnitt zum
Durchstecken des Kopfes und häufig mit Sammet und einer Franzen-
verzierung von Seide oder auch von Gold versehen. Die auf die
letzte Weise verzierte Manga, der schwere Tressenhut, die mit reichen
Stickereien versehenen Hosen und die Botas kosten häufig an 300 Pia¬
ster und doch sieht man solche Kleidungsstücke häufig bei Leuten, welche
ihr ganzes Vermögen darauf verwendet haben und ihren Erwerb nur
durch schwere Arbeit und mancherlei Entbehrungen verdienen z. B.
Maulthiertreiber (Arrieros). Statt der. Manga tragt man auch
wohl eine Frazada, eine aus Wolle gewebte große Decke, die in
der Mitte ebenfalls einen Schnitt zum Durchstecken des Körpers hat
und vorzüglich auf dem Pferde getragen wird und den Regen schwer
durchlaßt. Anstatt der Manga dient jetzt oft ein Spanischer Mantel
(Eapa), ohne welchen selten jemand ausgeht. Steigt der Mexicaner
zu Pferd, so legt er ein Paar große klirrende Sporen an, welche öf¬
ters nebst Zubehör mehr als 2 bis 3 Pf. wiegen. Der unbemittelte
Mexicaner beschrankt seine Kleidung auf wenige Stücke und zuweilen
fehlt das Hemd, und statt der Manga oder Frazada tragt er eine ge¬
wöhnliche Decke zum Schutz gegen die Witterung, die ihm auch des
Nachts als Bette dient.
Bei den Frauen der niedern Klasse bedeckt den Oberleib ein der
Mantilla (Bd. 1. S. 131) ähnliches Tuch (Rebozo) von Baum¬
wolle oder Baumwolle und Seide. Von der Stirne fallt das Re¬
bozo über den Kopf und Rücken herunter, so daß die beiden Enden
über die Schultern hinabreichen und Brust, Arme und Gesicht bis
unter die Augen bedecken. Sehr gesucht sind seidene Schuhe und
seidene Strümpfe. In der bemittelten Klasse ist die Kleidung der
Frauen zum Theil nach Französischer Mode, doch wird im Hause
durchgehends das Rebozo getragen, so wie auch häufig des Mor¬
gens bei dem Besuch der Kirche. Bei dem bessern schwarzseidenen
Morgenanzuge wird das Rebozo durch eine ebenfalls schwarze Man¬
tilla vertreten. Beim Ausgehen am Nachmittage ist der Anzug der