Arabien.
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Ormu S, mißt 1V M. Das Klima ist der Lage der Halbinsel gemäß
warm, bis zu unerträglicher Hitze (35° und darüber); aber das Hoch¬
land so gemäßigt, daß dort Eis nicht unbekannt ist; überhaupt weit
kühlere Nächte, als man im Verhältniß zur Tageshitze erwarten
sollte. Während der trockenen Zeit fällt oft in 6 bis 8 Monaten kein
Regen; die Regenzeit ist nach der Lage der Provinzen verschieden, in
W. während des Sommers, in O. während des Winters. Nur die
N. Halste kennt den tödtlichen Samum, da die S. Hälfte zu viele
Gebirgsketten enthält. Im Arab. Busen weht ein regelmäßiger N. u.
S. Monsoon (monßnhn), letzterer vom Octbr. bis März. Die Frucht¬
barkeit des Bodens ist ganz von der Bewässerung, oder, wo diese
fehlt, von dem Eintritt der Regenzeit abhängig, die sogar die öde
Wüste zur schön begrünten Flur umwandelt, so daß selbst der Nomade
dann einige Früchte bauen kann. Gewiß sind die Gebirge nicht arm
an Mineralien, aber nur wenig Eisen, Kupfer und Blei wird
gewonnen; man findet mancherlei Edelsteine, Steinsalz, Sal¬
peter, Erdpech, Schwefel u. a. Die fruchtbaren Gegenden sind
reich an Südfrüchten, Zuckerrohr, Taback, Indigo, Man¬
na, Datteln, Wein, jedoch ohne Weinbercitung, Öl, Reis,
Durra (einer Art Hirse, gewöhnliches Nahrungsmittel); Handelsarti¬
kel sind: vorzüglicher Kaffee in SW., Aloe, köstliche Balsam-
nnd Gummiarten, Weihrauch, Myrrhen (letztere scheinen aber
nur, so wie das alt berühmte Arab. Gold, durch Handel aus Afrika
hierher zu kommen), Sennesblätter und mancherlei andere Arznei¬
pflanzen. Die Gebirge und Wüsten beherbergen Löwen, Schakals,
Hianen, Wild, Gazellen und Strauße; unter den Hausthie-
ren ist das Pferd berühmt, das, wenn es vom edelsten Stamme ist,
selbst hier wohl mit 1000 Rthlr. bezahlt wird; außerdem findet sich
das Kamel, besonders das Dromedar, das Schaf mit dem Fett-
schwanze, viele Ziegen, weniger Rinder und unter dem Geflügel
Tauben in großer Menge. An den Küsten in O. sind Perlmu¬
scheln. Heuschrecken richten oft Verwüstungen an, werden ge¬
dörrt aber auch gegessen. Die E. sind durchgehends Araber, nur in
den Handelsstädten haben sich Hindus niedergelassen. Zahlreich sind
in einigen Handelsstädten die Negersklaven. Die Araber sind
entweder wahre Nomaden (Beduinen, d. h. Söhne der Wüste), oder
Halbnomaden (Maedi), die einen Theil des Jahrs umherziehen, oder
Stadt- und Dorfbewohner (Hadesi). Die Beduinen sind von gutem
Körperbau, männlichem Ansehn, höchst einfach in ihrer Lebensart, ab¬
gehärtet gegen alle Beschwerden ihrer Lebensart, unermüdlich, roh, räu¬
berisch , aber gastfrei und nicht ohne Züge von Edelmuth, jedoch into¬
lerant. Sie lieben ihre Wüsten und ihre Freiheit, sind nur ihren
Stammhäupteru (Emirs, Schechs oder Scheits) gehorsam und
hassen alle Städtcbewohner, als Sklaven despotischer Fürsten. Vieh¬
zucht, hin und wieder Ackerbau durch Sklaven, Plünderung der Kara¬
wanen und Kampf unter einander sind ihre Beschäftigung. Gegen
bestimmte Abgaben sind sie aber auch treue Führer uyd Schützer der
Karawanen. In den Städten findet sich Orientalische Bildung, aber
auch größere Verderbtheit der Sitten. Alle Araber sind Sunniti¬
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