Arabien. 
699 
Ormu S, mißt 1V M. Das Klima ist der Lage der Halbinsel gemäß 
warm, bis zu unerträglicher Hitze (35° und darüber); aber das Hoch¬ 
land so gemäßigt, daß dort Eis nicht unbekannt ist; überhaupt weit 
kühlere Nächte, als man im Verhältniß zur Tageshitze erwarten 
sollte. Während der trockenen Zeit fällt oft in 6 bis 8 Monaten kein 
Regen; die Regenzeit ist nach der Lage der Provinzen verschieden, in 
W. während des Sommers, in O. während des Winters. Nur die 
N. Halste kennt den tödtlichen Samum, da die S. Hälfte zu viele 
Gebirgsketten enthält. Im Arab. Busen weht ein regelmäßiger N. u. 
S. Monsoon (monßnhn), letzterer vom Octbr. bis März. Die Frucht¬ 
barkeit des Bodens ist ganz von der Bewässerung, oder, wo diese 
fehlt, von dem Eintritt der Regenzeit abhängig, die sogar die öde 
Wüste zur schön begrünten Flur umwandelt, so daß selbst der Nomade 
dann einige Früchte bauen kann. Gewiß sind die Gebirge nicht arm 
an Mineralien, aber nur wenig Eisen, Kupfer und Blei wird 
gewonnen; man findet mancherlei Edelsteine, Steinsalz, Sal¬ 
peter, Erdpech, Schwefel u. a. Die fruchtbaren Gegenden sind 
reich an Südfrüchten, Zuckerrohr, Taback, Indigo, Man¬ 
na, Datteln, Wein, jedoch ohne Weinbercitung, Öl, Reis, 
Durra (einer Art Hirse, gewöhnliches Nahrungsmittel); Handelsarti¬ 
kel sind: vorzüglicher Kaffee in SW., Aloe, köstliche Balsam- 
nnd Gummiarten, Weihrauch, Myrrhen (letztere scheinen aber 
nur, so wie das alt berühmte Arab. Gold, durch Handel aus Afrika 
hierher zu kommen), Sennesblätter und mancherlei andere Arznei¬ 
pflanzen. Die Gebirge und Wüsten beherbergen Löwen, Schakals, 
Hianen, Wild, Gazellen und Strauße; unter den Hausthie- 
ren ist das Pferd berühmt, das, wenn es vom edelsten Stamme ist, 
selbst hier wohl mit 1000 Rthlr. bezahlt wird; außerdem findet sich 
das Kamel, besonders das Dromedar, das Schaf mit dem Fett- 
schwanze, viele Ziegen, weniger Rinder und unter dem Geflügel 
Tauben in großer Menge. An den Küsten in O. sind Perlmu¬ 
scheln. Heuschrecken richten oft Verwüstungen an, werden ge¬ 
dörrt aber auch gegessen. Die E. sind durchgehends Araber, nur in 
den Handelsstädten haben sich Hindus niedergelassen. Zahlreich sind 
in einigen Handelsstädten die Negersklaven. Die Araber sind 
entweder wahre Nomaden (Beduinen, d. h. Söhne der Wüste), oder 
Halbnomaden (Maedi), die einen Theil des Jahrs umherziehen, oder 
Stadt- und Dorfbewohner (Hadesi). Die Beduinen sind von gutem 
Körperbau, männlichem Ansehn, höchst einfach in ihrer Lebensart, ab¬ 
gehärtet gegen alle Beschwerden ihrer Lebensart, unermüdlich, roh, räu¬ 
berisch , aber gastfrei und nicht ohne Züge von Edelmuth, jedoch into¬ 
lerant. Sie lieben ihre Wüsten und ihre Freiheit, sind nur ihren 
Stammhäupteru (Emirs, Schechs oder Scheits) gehorsam und 
hassen alle Städtcbewohner, als Sklaven despotischer Fürsten. Vieh¬ 
zucht, hin und wieder Ackerbau durch Sklaven, Plünderung der Kara¬ 
wanen und Kampf unter einander sind ihre Beschäftigung. Gegen 
bestimmte Abgaben sind sie aber auch treue Führer uyd Schützer der 
Karawanen. In den Städten findet sich Orientalische Bildung, aber 
auch größere Verderbtheit der Sitten. Alle Araber sind Sunniti¬ 
. 45*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.