Einleitung.
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in einigen Bergen noch bis 16,000 $. Dies ganze Gebirgssystem, so
ausgezeichnet durch seine Größe, hat zwei ebenso sehr durch die un¬
geheure Ausdehnung merkwürdigen Tiefländer neben sich: in N. die so¬
genannten Llanos, eine Ebene, 17,000 Q. M. groß, von so geringer
Abdachung, daß die Gewässer ungewissen Laufes gleichsam umherirren,
und die Flüsse zweier verschiedener Stromgebiete sich vereinigen; in S.
die nicht viel kleineren Pampas, in denen ebenfalls aus Mangel
an Abdachung unzählige Gewässer flehen bleiben und Seen und Sümpfe
bilden. Riesenmäßig, wie die Gebirge sind auch hier die Ströme, de¬
ren drei fast alle Flüsse der Halbinsel in sich vereinigen, und dadurch
eine ungeheure Wassermasse erhalten: der Maranhon, der wenig¬
stens 800 M. weit fließt; südlich von ihm der la Plata, dessen
Quellen von der Mündung über 500M. entfernt sind, und der Ori¬
noko, der 300 M. lang ist. Die W. Küste hat nur unbedeutende
Flüßchen. Bemerkenswerth ist die große Regelmäßigkeit der Küste, die
nirgends, außer an den Mündungen der beiden großen Ströme, einen
bedeutenden Einschnitt hat. Sie ist größtentheils flach, nur in N.
und an dem östlichen Borsprunge reichen die Gebirge bis ans Meer.
An Seen ist S. Amerika nicht so reich, als die nördliche Halbinsel;
der größte derselben ist an der N. Küste, der Maracaibo, 30 M.
lang; kleinere stehende Gewässer giebt es in der S. Ebene in ziemli¬
cher Zahl. Das Klima hangt auch hier nicht allein von den Breiten¬
graden, sondern vorzüglich von der Höhe des Bodens ab. Den höchsten
Grad der Hitze findet man in der N. Ebene; alle Gebirgsgegenden ha¬
ben, wie in Mexico, eine kalte, gemäßigte und warme Zone,
je nachdem der Boden sich erhebt, und dieser Unterschied zeigt 'sich nicht
allein in der Pflanzenwelt, sondern auch bei den Thieren. In den
Ebenen des N. findet sich z.B. das Meerschwein, der Ameisen¬
fresser, das Krokodil, die Riesenschlange, der Jaguar,
Papageien, eine kleine Hirschart, Moskitos und Termiten;
höher hinauf lebt der Tapir und das Tajassu, noch höher der Bär
und der große Berghirsch; dann folgen in einer Höhe von 9 bis
12,000 F. der Puma, das Stinkthier, selbst noch Kolibris;
über 12,000F. findet man das Guanako, Llama und Bicunna,
welche sich nie in den niedrigeren Ländern zeigen. Die Produkte
S. Amerikas unterscheiden sich in einigen Stücken von denen des Nor¬
dens. Die Hauptcolonialwaaren: Kaffee, Zucker, Baumwolle,
Ta back, Indigo und dergl. finden sich auch hier, nicht weniger die
gewöhnlichen Nahrungspflanzen, Mais, Getreide, Maniok, Ba¬
taten, Yamswurzel, Pisang, Südfrüchte und dergl., aber
S.Amerika besitzt die merkwürdige Chinarinde, das Fernambuk-
holz, den Drachenblutbaum, den Paraguaythee, Platina,
Diamanten, Smaragde, viele Affenarten (Meerkatzen) mit
Wickelschwänzen, den Tapir, das Faulthier, verschiedene neue
Hirscharten, den Vampir, die Gürtelthiere, das Stachel¬
schwein, Beutelthier, den Tukan, den Kasuar und viele an¬
dere ihm eigenthümliche Erzeugnisse. Die ungeheuren Heerden ver-
wildeter Rinder und Pferde hat es mit den Ebenen N. Ameri¬
kas gemein, aber ihm fehlen in seinen kälteren S. Ländern die vielen