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Die wildempörten Wogen,
Und ausgespannt
Von seiner Hand
Wölbt sich der Friedensbogen.
Julius K. R. Sturm.
Der Triumphzug des Titus.
Nach Jerusalems Zerstörung war Titus nach Berytus, daun nach
Cäsarea gegangen, wo jüdische Gefangene in Masse zu Ehren von
Vespasians Geburtstag im Cirkus niedergemetzelt wurden. Hierauf war
er nach Rom. zurückgekehrt, wo Vater und Sohn den Triumph über
Judäa feierten. Diesen Triumph schildert Flavins Josephus, welcher,
bei der Einnahme Jotapatas gefangen, während der Belagerung der
Hauptstadt in Titus' Lager und ohne Erfolg als Unterhändler gebraucht,
den traurigen Mut hatte, Augenzeuge des Siegesjubels zu sein, wie er
sich dazu hergab, wenn nicht die Thatsachen, doch die Motive der tragischen
Begebenheiten im römischen Interesse zu entstellen. „Das Heer," so er¬
zählt er, „war bei Nachtzeit in Reih' und Glied unter seinen Führern
aufgestellt worden vor den Thoren des Jsistempels, wo die Imperatoren
die Nacht zubrachten. Bei Tagesanbruch erschienen Vespasian und Titus
mit Lorbeerkränzen und im Pnrpurgewand und schritten nach der Halle
der Octavia, wo der Senat, die angesehensten Würdenträger, die vor¬
nehmsten Ritter ihrer harrten. Vor der Halle standen auf einer Bühne
elfenbeinene Sessel; auf diese setzten sich die beiden Imperatoren unter
dem Jubelruf des ihre Thaten preisenden Heeres. Die Krieger waren
unbewaffnet, in seidenen Gewändern, mit Lorbeer bekränzt. Nachdem
Vespasian ihren Zuruf vernommen, unterbrach er den Jubel durch ein
Zeichen zum Schweigen, und als Stille eingetreten, erhob er sich, ver¬
hüllte sein Haupt und sprach ein Dankgebet. Titus that ein Gleiches.
Nach dem Gebet richtete Vespasian an die Versammlung einige Worte
und entließ dann die Soldaten zu dem nach herkömmlicher Weise von
den Imperatoren bereiteten Mahl. Er selbst ging mit Titus nach dem
Triumphthor zurück, wo sie etwas Speise genossen, Trinmphatorentracht
anlegten, in den dem Thor angebauten Tempeln opferten, worauf der
Umzug begann, zuerst durch das Theater, um dem dort versammelten
Volke dies Schauspiel zu gewähren.
„Die Mannigfaltigkeit dieses Schauspiels und die Pracht sind nicht
zu beschreiben. Alles was je an Kunstwerken und Seltenheiten einzelne
besaßen, schien an diesem Tage vereinigt, die Größe des Römerreichs zu
zeigen. Schmuck von Gold, Silber und Elfenbein sah man hier in allen
Formen, nicht etwa als einzelne Prunkstücke des Festzngs, sondern ge¬
wissermaßen einen Strom bildend. Gewänder so mit feinstem Purpur