249 
Die wildempörten Wogen, 
Und ausgespannt 
Von seiner Hand 
Wölbt sich der Friedensbogen. 
Julius K. R. Sturm. 
Der Triumphzug des Titus. 
Nach Jerusalems Zerstörung war Titus nach Berytus, daun nach 
Cäsarea gegangen, wo jüdische Gefangene in Masse zu Ehren von 
Vespasians Geburtstag im Cirkus niedergemetzelt wurden. Hierauf war 
er nach Rom. zurückgekehrt, wo Vater und Sohn den Triumph über 
Judäa feierten. Diesen Triumph schildert Flavins Josephus, welcher, 
bei der Einnahme Jotapatas gefangen, während der Belagerung der 
Hauptstadt in Titus' Lager und ohne Erfolg als Unterhändler gebraucht, 
den traurigen Mut hatte, Augenzeuge des Siegesjubels zu sein, wie er 
sich dazu hergab, wenn nicht die Thatsachen, doch die Motive der tragischen 
Begebenheiten im römischen Interesse zu entstellen. „Das Heer," so er¬ 
zählt er, „war bei Nachtzeit in Reih' und Glied unter seinen Führern 
aufgestellt worden vor den Thoren des Jsistempels, wo die Imperatoren 
die Nacht zubrachten. Bei Tagesanbruch erschienen Vespasian und Titus 
mit Lorbeerkränzen und im Pnrpurgewand und schritten nach der Halle 
der Octavia, wo der Senat, die angesehensten Würdenträger, die vor¬ 
nehmsten Ritter ihrer harrten. Vor der Halle standen auf einer Bühne 
elfenbeinene Sessel; auf diese setzten sich die beiden Imperatoren unter 
dem Jubelruf des ihre Thaten preisenden Heeres. Die Krieger waren 
unbewaffnet, in seidenen Gewändern, mit Lorbeer bekränzt. Nachdem 
Vespasian ihren Zuruf vernommen, unterbrach er den Jubel durch ein 
Zeichen zum Schweigen, und als Stille eingetreten, erhob er sich, ver¬ 
hüllte sein Haupt und sprach ein Dankgebet. Titus that ein Gleiches. 
Nach dem Gebet richtete Vespasian an die Versammlung einige Worte 
und entließ dann die Soldaten zu dem nach herkömmlicher Weise von 
den Imperatoren bereiteten Mahl. Er selbst ging mit Titus nach dem 
Triumphthor zurück, wo sie etwas Speise genossen, Trinmphatorentracht 
anlegten, in den dem Thor angebauten Tempeln opferten, worauf der 
Umzug begann, zuerst durch das Theater, um dem dort versammelten 
Volke dies Schauspiel zu gewähren. 
„Die Mannigfaltigkeit dieses Schauspiels und die Pracht sind nicht 
zu beschreiben. Alles was je an Kunstwerken und Seltenheiten einzelne 
besaßen, schien an diesem Tage vereinigt, die Größe des Römerreichs zu 
zeigen. Schmuck von Gold, Silber und Elfenbein sah man hier in allen 
Formen, nicht etwa als einzelne Prunkstücke des Festzngs, sondern ge¬ 
wissermaßen einen Strom bildend. Gewänder so mit feinstem Purpur
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.