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Asien.
wir noch die Küstenflüsse Peiho und Euho in N. und den Tuho
in S. Das Küsienmeer ist voll Untiefen, Sandbänke und Inseln,
die sich stets vergrößern, daher gefährlich für die Schifffahrt und wenig
benuht. Ersatz giebt die durch die zahllosen Kanäle des Flachlandes
so sehr erleichterte Verbindung im Innern (Landstraßen giebt es gar
nicht, daher die Schwierigkeit des Verkehrs im Gebirge). Vor Allem
nennen wir hier den Kaiserkanal, den größten der Erde, derILOM.
weit die beiden Hauptstromgebiete des Landes durchschneidet, 200 bis
1000F. weit ist, theils in künstlichem Bette und auf Dämmen durch
Seen u. Moräste fortgeführt, theils auf Brücken über andere Flüsse ge¬
leitet, mit zahllosen Brücken u. Schleusen, in einem Lande, wo Stadt
an Stadt und Dorf an Dorf gedrängt ist, mit einer ungeheuren Be¬
völkerung, so daß Hunderttausende auf Schiffen und Flößen leben und
dadurch ein Leben auf den Gewässern hervorbringen, wie es kein ande¬
res Land aufzuweisen hat, besonders da das Nordland und die unge¬
heure Hauptstadt durch sie von S. her mit Lebensmitteln versorgt
werden. Das Klima des Landes stimmt nicht ganz zu seiner Lage.
Im nördlichen Theile ist nicht einmal Südeuropäische Milde, überhaupt
in den höheren Gebirgsgegenden rauhe Luft, welche die Nähe von Hoch¬
asien verkündet. In den südlichen warmen Thälern ist, wie im Flach¬
lande, Indische Luft und Vegetation. Die Küsten sind den Stürmen
sehr ausgesetzt, besonders berüchtigt ist das Meer dieser Gegend durch
die entsetzlichsten Orkane (Typhone), welche in gräßlicher Unregelmäßig¬
keit mit allen Winden zugleich toben. Der reichste Theil Chinas ist
das Flachland, mit dem ämsigsten Fleiße angebauet (selbst auf Flößen
zieht man Gemüse), dennoch aber nicht im Stande seine eigene gewal¬
tige Menschenmenge und die Bewohner des unfruchtbaren Berglandes
mit Reis und Getreide hinreichend zu versorgen; die zahllosen Gewäs¬
ser müssen mit Fischen und dem hier in großer Menge lebenden Was¬
ser- und Sumpfgeflügel aushelfen, denn die Viehzucht des Landes
will nicht viel sagen und nährt wenige; aber kein genießbarer Gegen¬
stand wird vom Chinesen verschmähet und Hunde, Pferde und Esel,
nicht weniger geschlachtet als das Schwein, das beliebteste Hausthier
der E., welches in Menge gezogen wird. Das Haupterzeugniß des
Landes ist Reis und Baumwolle, die wichtigsten Gegenstände
des Handels aber Thee (1610 zuerst von den Niederländern nach Eu¬
ropa gebracht), wovon jährlich über 50 Mill. Pf. ausgeführt werden,
Zucker, Rhabarber, Ginseng, eine in Asien sehr geschätzte
Arzneipflanze, Moschus, Kupfer, ferner ein zinkartiges Me¬
tall, dessen Bestandtheile man noch nicht genau kennt, Pakfong,
auch Tsetong genannt, Borax, Alaun, Quecksilber, lakirte
Waaren, Tusche, Nanking und Porzellan. Sehr wichtig ist
hier, wie in Indien, Bambus und Seide. Neben den Europäi¬
schen Hülsenfrüchten, Getreide- und Obstarten und Südfrüchten finden
sich höchst merkwürdige, sonst unbekannte Pflanzen: verschiedene Öl¬
pflanzen, eine Art Rettich, aus dessen Ruß die berühmte Tusche
bereitet wird, Seifen-, Talg-, Wachsbäume, verschiedene Baum¬
arten, welche vorzügliche Firnisse liefern, wodurch die Lackfarben des
Landes ihre eigenthümliche Schönheit und Dauerhaftigkeit erhalten,