654 
Asien. 
wir noch die Küstenflüsse Peiho und Euho in N. und den Tuho 
in S. Das Küsienmeer ist voll Untiefen, Sandbänke und Inseln, 
die sich stets vergrößern, daher gefährlich für die Schifffahrt und wenig 
benuht. Ersatz giebt die durch die zahllosen Kanäle des Flachlandes 
so sehr erleichterte Verbindung im Innern (Landstraßen giebt es gar 
nicht, daher die Schwierigkeit des Verkehrs im Gebirge). Vor Allem 
nennen wir hier den Kaiserkanal, den größten der Erde, derILOM. 
weit die beiden Hauptstromgebiete des Landes durchschneidet, 200 bis 
1000F. weit ist, theils in künstlichem Bette und auf Dämmen durch 
Seen u. Moräste fortgeführt, theils auf Brücken über andere Flüsse ge¬ 
leitet, mit zahllosen Brücken u. Schleusen, in einem Lande, wo Stadt 
an Stadt und Dorf an Dorf gedrängt ist, mit einer ungeheuren Be¬ 
völkerung, so daß Hunderttausende auf Schiffen und Flößen leben und 
dadurch ein Leben auf den Gewässern hervorbringen, wie es kein ande¬ 
res Land aufzuweisen hat, besonders da das Nordland und die unge¬ 
heure Hauptstadt durch sie von S. her mit Lebensmitteln versorgt 
werden. Das Klima des Landes stimmt nicht ganz zu seiner Lage. 
Im nördlichen Theile ist nicht einmal Südeuropäische Milde, überhaupt 
in den höheren Gebirgsgegenden rauhe Luft, welche die Nähe von Hoch¬ 
asien verkündet. In den südlichen warmen Thälern ist, wie im Flach¬ 
lande, Indische Luft und Vegetation. Die Küsten sind den Stürmen 
sehr ausgesetzt, besonders berüchtigt ist das Meer dieser Gegend durch 
die entsetzlichsten Orkane (Typhone), welche in gräßlicher Unregelmäßig¬ 
keit mit allen Winden zugleich toben. Der reichste Theil Chinas ist 
das Flachland, mit dem ämsigsten Fleiße angebauet (selbst auf Flößen 
zieht man Gemüse), dennoch aber nicht im Stande seine eigene gewal¬ 
tige Menschenmenge und die Bewohner des unfruchtbaren Berglandes 
mit Reis und Getreide hinreichend zu versorgen; die zahllosen Gewäs¬ 
ser müssen mit Fischen und dem hier in großer Menge lebenden Was¬ 
ser- und Sumpfgeflügel aushelfen, denn die Viehzucht des Landes 
will nicht viel sagen und nährt wenige; aber kein genießbarer Gegen¬ 
stand wird vom Chinesen verschmähet und Hunde, Pferde und Esel, 
nicht weniger geschlachtet als das Schwein, das beliebteste Hausthier 
der E., welches in Menge gezogen wird. Das Haupterzeugniß des 
Landes ist Reis und Baumwolle, die wichtigsten Gegenstände 
des Handels aber Thee (1610 zuerst von den Niederländern nach Eu¬ 
ropa gebracht), wovon jährlich über 50 Mill. Pf. ausgeführt werden, 
Zucker, Rhabarber, Ginseng, eine in Asien sehr geschätzte 
Arzneipflanze, Moschus, Kupfer, ferner ein zinkartiges Me¬ 
tall, dessen Bestandtheile man noch nicht genau kennt, Pakfong, 
auch Tsetong genannt, Borax, Alaun, Quecksilber, lakirte 
Waaren, Tusche, Nanking und Porzellan. Sehr wichtig ist 
hier, wie in Indien, Bambus und Seide. Neben den Europäi¬ 
schen Hülsenfrüchten, Getreide- und Obstarten und Südfrüchten finden 
sich höchst merkwürdige, sonst unbekannte Pflanzen: verschiedene Öl¬ 
pflanzen, eine Art Rettich, aus dessen Ruß die berühmte Tusche 
bereitet wird, Seifen-, Talg-, Wachsbäume, verschiedene Baum¬ 
arten, welche vorzügliche Firnisse liefern, wodurch die Lackfarben des 
Landes ihre eigenthümliche Schönheit und Dauerhaftigkeit erhalten,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.