16 Einleitung. 
Sonne ist es, die diese merkwürdige Erscheinung hervorbringt, welche sich 
nach dem Stande beider Himmelskörper, besonders des Mondes, im 
Meridiane eines Ortes, zu welcher Zeit sich die Kraft am meisten 
äußert, genau berechnen läßt und die bei Voll- und Neumond am 
stärksten ist. Der Unterschied der Wasserhöhe zur Ebbe - und Fluthzeit 
ist in verschiedenen Gegenden sehr verschieden, von 3 bis 50 F. und 
darüber; eben so der Eintritt und die Dauer des Steigens oder Fül¬ 
lens. Stürme und andere Ursachen tragen zur Verstärkung oder Ver¬ 
minderung, zum frühern oder spätern Eintritt der Fluth viel bei. 
Stürme, die das Wasser dem Laude zu treiben, veranlassen die S pring¬ 
flut hen, die besonders zur Vollmondszeit, wie 3. Febr. 1825 in 
der Nordsee, den Küstengegenden furchtbar werden können. Einge¬ 
schlossene Meere, wie die Ostsee, haben oft gar keine, oder nur unbe¬ 
deutende Fluth. Zm Mittelmeere steigt die Fluth gewöhnlich nur ei¬ 
nen, dagegen im Adriatischen Meere zwei Fuß. Die Meeresfläche der 
Erde verliert durch Ausdünstung eine ungeheure Wassermenge, die als 
Dünste in die Luft steigt und als Regen, Thau und Schnee sich auf 
dem Lande niederläßt, wo dadurch die Quellen genährt werden, die 
aber durch unterirdische Kanäle noch andere Zuflüsse erhalten. DaS 
reinste Quellwasser ist ohne alle Beimischung und daher ohne Farbe, 
Geruch und Geschmack; findet sich aber schwerlich irgendwo in dieser 
völligen Reinheit. Es hat immer Mineraltheile aus der Erde in sich 
ausgenommen. Sind diese in bedeutender Menge vorhanden, so heißt das 
Wasser vorzugsweise Mineralwasser, welches als Bad oder Ge¬ 
sundbrunnen bei Krankheiten wichtige Dienste leistet. Es giebt koh¬ 
lensaure, alkalische, eisenhaltige, muri a tische, Schwe¬ 
fel- und Bitterwasser, nicht zu gedenken derjenigen Quellen, 
welche Kupfer (Cementquellen), Bergöl, Salpeter, Salz 
und andere Mineraltheile enthalten. Einige Quellen sind warm, 
andere siedend heiß (noch immer ein Räthsel), einige scheinen im 
Winter wärmer als im Sommer, einige besitzen durch die in sie auf- 
gelöseten Mineralien die Kraft, andere Körper mit einer Steinrinde 
zu überziehen (zu incrustiren) oder ganz zu versteinern; es giebt 
Quellen, die nur zu gewissen Zeiten fließen (periodische), andere, 
die natürliche Springbrunnen bilden. Quellen bilden Bäche, Flusse, 
Teiche, Seen, Ströme. Ein Fluß oder Strom nimmt in der Regel 
die Gewässer einer Gegend in sich auf. Diese ganze Gegend heißt 
Strom- oder Flußg ebiet, dessen Gränzen (Wasserscheide) 
Wergzüge und Erdrücken sind. Das Gebiet eines Stromes begreift oft 
mehre 1000 Q. M. Landes, daher die ungeheure Wassermasse mancher 
Ströme. Kanäle, die zur Verbindung verschiedener Flüsse angelegt 
sind, müssen die Wasserscheide durchschneiden, daher die Nothwendigkeit 
der Schleusen. Der Abhang eines Landes von der Hauptwasser¬ 
scheide, dem Meere oder dem größeren Gewässer zu, wohin alle Flüsse 
und Bäche strömen, heißt Abdachung. Sie ist in Gebirgsländern 
steiler, als in Ebenen, daher die Gefälle und die Schnelligkeit 
oft eines und desselben Flusses sehr verschieden sind. Ein sehr steiles 
sichtbares Gefälle bildet Strom sch nellen und Wasserfalle, 
die nur in Gebirgen Vorkommen. Man kennt Wasserfälle von mehr 
als
	        
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