Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

108. Die Geschichte eines Torfmoors. 253 
pstanzung von Torfmoos hervor, und der zweite Wald verfällt dem¬ 
selben Schicksal wie der erste, auch er versinkt in Moossumpf. Ihm 
lann ein dritter und ein vierter folgen, das Ende der Reihe ist nicht 
obzusehen. 
Einmal in geschichtlicher Zeit ist das Versinken eines Waldes im 
^orf beobachtet worden. Im Jahre 1651 fand ein Naturforscher in 
England eine Ebene, die voll abgestorbener Fichtenbäume stand, 
fünfzehn Jahre später traf er an derselben Stelle nicht mehr die 
gehenden Bäume, sondern ein Polster von Torfmoos, das so tief war, 
oaß er bei dem Versuche, dasselbe zu betreten, bis an die Achselhöhlen 
pweinsank. Die Fichten waren darin verschwunden. 
In der großen Mehrzahl der Fälle hat kein Mensch dem Vor¬ 
gänge beigewohnt; aber man findet im Torfe die begrabenen Bäume, 
Mld zwar öfter in verschiedenen, durch Torf voneinander getrennten 
Schichten. Zu unterst liegen die zuerst versunkenen, dann folgt eine 
Schicht von Torf, der über ihren Leichen gewachsen ist, dann wieder 
eine Schicht Bäume, dann wieder Torf u. s. w. Man kennt Moore, 
ln denen sechs und mehr derartige Baumreste Übereinanderliegen: 
wichen, Tannen, Birken, Weiden, Erlen, Wacholder, Lärchen und 
Haselnußstämmchen. Sie alle sind deutlich zu unterscheiden, denn der 
^erbsäuregehalt des Torfes erhält sie. — Manchmal ist nur die Hälfte 
Oer Stämme gut erhalten, die nach dem Fallen die untere war, 
mährend die obere fehlt. Das sind Exemplare, die längere Zeit oben 
ouf dem Torfmoos gelegen haben, ehe sie ganz darin einsanken. Bei 
bsesen wurde die untere Hälfte vor der Verwesung geschützt, während 
die obere sich an der Luft zersetzte und ihre Reste in unkenntlicher Form 
d°m Moor beimischte. 
Wir haben hier die Geschichte eines baumhaltigen Moors ge¬ 
schrieben; selbstverständlich sind die Bäume zur Entstehung eines Torf¬ 
moors nicht erforderlich; siedelt sich das Moos in einem nassen Grunde 
ON, und wird sein Wachstum nicht gelegentlich durch Zeiten der 
^rockenheit gestört, so wächst es für sich; die untersten, seit vielen 
Jahrhunderten abgestorbenen Schichten desselben werden schwarz und 
bilden toten Torf, während die oberen weiterwachsen. Oder das 
^oospolster stirbt ab und bleibt trocken, dann verwandelt es sich ganz 
Mid gar in schwarzen Tors. So kann man zwei Arten von Moor 
Unterscheiden, tote und lebende; die einen sind in früherer Zeit gebildet, 
Enthalten nur schwarzen Torf und wachsen nicht wieder an, wenn man 
lle ausbeutet; die andern sind bloß im untern Teile schwarz, darüber 
"0gt eine meist von Eisenteilen rotgefärbte Schicht erst kürzlich ab¬ 
gestorbener Pflanzen und darüber die noch lebende Gewächsmasse, die 
oben sortwuchert, während man unten ihre Erzeugnisse herauszieht. 
Die Torfmoore gehören zu den Gegenständen, an denen man so 
^cht sehen kann, wie mächtig die Kleinen in der Natur durch ihre 
Lesebuch für Realschulen und verwandte Lehranstalten. II. 17
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.